Zur Casuistik der knöchernen Tumoren des Schädeldaches / von Professor Freiherr von Eiselsberg.

  • Eiselsberg, Anton, Freiherr von, 1860-1939.
Date:
[1906]
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Credit: Zur Casuistik der knöchernen Tumoren des Schädeldaches / von Professor Freiherr von Eiselsberg. Source: Wellcome Collection.

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    schatten, und es zeigt sich vor allem auch, dass dieser Schatten weit ins Schädelinnere hineinragt, entsprechend der Hinteriläche des Stirnbeins, und zwar entschieden weiter in das Schädellumen hinein, als der Tumor aussen das Stirnbein überragt (Figur 1 a, Tafel 1). Es wurde in Anbetracht dieses Befundes die Diagnose auf einen langsam wachsenden Knochentumor gestellt; mit Rücksicht darauf, dass er epileptische Symptome auslöste und stetig zunahm, schien die Indication zur Operation gegeben. Pat., welche über das fortwährende Wachsthum sehr beunruhigt war, wünschte dringend einen operativen Eingriff. Die Operation wurde am 30. Mai 1905 in tiefer Narkose mittelst Bill- roth’scher Mischung, nach vorheriger Verabreichung von 0,01 Morphium aus- geführt. Nachdem durch einen U-förmigen Schnitt mit unterer Basis die Haut über der höchsten Kuppe der Geschwulst nach unten zurückgeklappt war, ge- langte deren Oberfläche in Sicht; sie erwies sich als rauh, drüsig, an den meisten Stellen knochenhart, an manchen war die Wand dünn und zeigte Per- gament-Knittern, unter der dünnen Schale waren kleine Cysten nachweisbar. Erst nach wiederholten vergeblichen Versuchen gelang es mit Hülfe der elek- trischen Circularsäge, am Rande ausserhalb des Bereiches der höchsten Con- vexität der Geschwulst den Knochen zu durchsägen. Es wurden nun vor allem gegen die Augenhöhle zu die Tumormassen zu entfernen gesucht. Nach Ab- meisselung des oberen Orbitalrandes sank endlich der protrahirte Bulbus wieder etwas in seine normale Lage zurück. Noch immer aber erwies sich das Mittel- stück der Geschwulst — die Hauptmasse als solche — vollkommen unbeweg- lich. Da entdeckte ich bei genauem Zusehen an der ersten Sägefläche, welche parallel mit der Oberfläche der Geschwulst geführt worden war, eine feine Linie, welche erwies, dass die harte Geschwulst selbst, wenn auch ganz fest, in das Gewebe der umgebenden verdickten Schädelknochenmasse eingebettet war (etwa wie bei einer Einlegearbeit oder der Zusammenfügung zweier Schädel- knochen durch die Naht). Entsprechend diesem feinen Spalt wurde an einer Stelle die Sägefurche vertieft, bis dass es gelang, ein starkes Elevatorium als Hebel einzuzwängen; auf der gegenüberliegenden Seite wurde dasselbe Manöver ausgeführt, bis end- lich nach langer Mühe und unter stärkerem Krachen die nach dem Schädel- innern weit hineinreichende Geschwulst sich lockerte. Die Entfernung musste deshalb mit ganz besonderer Vorsicht gemacht werden, weil die Geschwulst die Mittellinie überragte, also an eine Verletzung des Sinus longitudinalis ge- dacht werden musste. Nachher zeigte es sich, dass dabei auch ein Stück der Siebbeinplatte mit entfernt wurde. Nunmehr erwies sich wirklich der ganze Tumor weit im Gesunden, radical herausgenommen. Der Sinus lag un- verletzt vor, neben demselben fand sich in der Dura ein durch die Operation gesetzter guldenstückgrosser Substanzverlust. Die beiden Pole des Stirnhirns, der rechte natürlich noch mehr, zeigten, entsprechend der Geschwulst, einen starken Eindruck, nach einigen Minuten hob sich das deutlich pulsirende Ge- hirn etwas mehr in das Niveau der Umgebung. Nachdem man sich überzeugt hatte, dass keinerlei Nebenverletzung unterlaufen war, wurde die grosse, durch