Eine exacte Methode der Craniographie / von Dr. Conrad Rieger.

Rieger, Conrad, 1855-1939.

Date:: 1885

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Credit: Eine exacte Methode der Craniographie / von Dr. Conrad Rieger. Source: Wellcome Collection.

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braucht aber jede Messung uud Construction am Kopf oder Schädel, wie wir später sehen werden. Die beistehende Figui 1 zeigt den Verlauf einer Linie aussen am Schädel, die vom oberen Augenhöhlenrand ausgienge. Der Schädel ist in die Stellung gebracht, die der Kopf beim Blick gerade nach vom annimmt, und dann vom obern Augenhöhlenrand eine Parallele mit dem Erdboden gezogen. Die Abbildung zeigt unmittelbar, erstens: dass auf der ganzen Linie sich nirgends ein anatomischer Punkt befindet, zweitens: dass eine der Linie entsprechende Ebene für constructive Zwecke viel zu hoch läge. Aus diesen zwei Gründen hat man die in Betracht kom- menden Parallelen nach unten zu legen versucht. Und hier schienen sich anatomische Punkte zu finden, deren Verbindungs- linie einerseits dem geforderten Parallelismus entspricht, andrer- seits in einem für eine Grundebene passenden Niveau liegt. Wie ein Blick auf die Figur I lehrt, entspricht der obere Rand des Jochbogens ziemlich gut der geforderten Linie. Man hat aus verschiedenen Gründen kleine Abänderungen vorgeschlagen, z. B. die: eine Linie von der Mitte des äussern Gehörgangs zum untern Augenhöhlenrand zu ziehen. In einer sehr sorgfältigen und genauen Untersuchung kam Schmidt*) jedoch zu dem Resultat, dass „die Ebene, welche den Jochbogenanfang über der Ohröffnung mit dem untern Augenhöhlenrande verbindet, die beste aufzufindende Horizontalebene ist“. Sie nähere sich am meisten der wahren physiologischen Horizontalen. Schmidts Arbeit enthält auch eine eingehende Kritik sämmtlicher be- kannter Vorschläge, die schon von andrer Seite gemacht worden sind; und wer sich über die Geschichte der „Horizontalen“ unterrichten will, findet dort die beste Auskunft. Die ganze Abhandlung Schmidts und ebenso sämmtliche von ihm citirten andern Untersuchungen bestätigen, was wir oben sagten: dass nämlich bei allen Constructionsversuchen die Rücksichtnahme auf die „mittlere natürliche“ oder wie Schmidt sie be- bezeichnet „physiologische“ Horizontalstellung des Kopfs nothwendig und selbstverständlich erschien. Die principielle *) Die Horizontalebene des menschlichen Schädels von Dr. Schmidt in Essen. Archiv f. Anthropologie Bd. IX 1876 S. 25 ff. Die dort mit- getheilten Untersuchungen sind von bleibendem Werth in physiolo- giscliem Interesse, wenn sie auch für Constructionszwecke unserer Auf- fassung gemäss weniger wichtig erscheinen können.