Volume 1

Lehrbuch der Nervenkrankheiten für Ärzte und Studierende / H. Oppenheim.

Oppenheim, Hermann, 1858-1919.

Date:: 1923

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Credit: Lehrbuch der Nervenkrankheiten für Ärzte und Studierende / H. Oppenheim. Source: Wellcome Collection.

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höhten Erregbarkeit bei den verschiedenen Neurosen (Neurasthenie,. Hysterie usw.) kennenlernen. Die Versuche von Babinski und Froment (R. n. 1915), die Untersuchung der Sehnenreflexe in tiefer Narkose oder nach dem Erwachen aus der Narkose zur Entscheidung über die Grund¬ lage ihrer Steigerung zu verwerten, sind ohne praktische Bedeutung.. Die Erhöhung des Muskeltonus, die Muskelrigidität, kommt auch an den oberen Extremitäten vor und äußert sich auch hier in einer Erschwerung der passiven Bewegungen und Verstärkung der Selmen- phänomene. Die Erschwerung der passiven Bewegungen macht sicli nach unseren Erfahrungen in der Regel am frühesten und deutlichsten bei dem Versuch, die pronierte Hand brüsk zu supinieren, ferner bei der schnellen Streckung des gebeugten Unterarms bemerklick. Bezüglich der Sehnenphänomene an den Armen ist folgendes zu bemerken: Trifft man mit dem Perkussionshammer die Gegend des Processus styloideus Radii, so kommt es in der Regel zu einer Kontraktion des Musculus brachioradialis, zuweilen auch gleichzeitig zu einer leichten Zuckung des M. biceps. Es ist zu empfehlen, den Arm bei dieser Prüfung in der Mitte zwischen Pro- und Supinationsstellung gebeugt halten zu lassen. In derselben Stellung läßt sich durch Anschlägen der Trizepssehne eine Kontraktion dieses Muskels erzielen. Die Sehnenphänomene an den Armen sind aber schon in der Norm nicht so augenfällig, können auch, wie ich im Gegensatz zu Kollarits u. a. behaupten muß, bei Gesunden vermißt werden oder sehr schwach, unbestimmt und wandelbar sein. Eine diagnostische Bedeutung hat da¬ her nur die Steigerung und wohl auch das konstante Fehlen auf einer Seite, wenn sie auf der andern deutlich sind. Mohr1) hat freilich bei Untersuchungen an gesunden Soldaten ein einseitiges Fehlen in etwa 13 % der Fälle konstatiert, es darf also auf die Erscheinung nicht zu viel Gewicht gelegt werden. Die Steigerung ist daran zu erkennen, daß ein leichter Schlag zu einer sehr kräftigen Zuckung führt, an der sich gewöhnlich nicht nur der Muskel beteiligt, dessen Sehne getroffen ist, sondern auch andere; noch deutlicher wird sie, wenn klonische Zuckungen eintreten. Manch¬ mal läßt sich dann auch ein dem Fußzittern analoges Phänomen an der Hand erzeugen: Man drücke die sich in Beugestellung befindenden Finger plötzlich nach oben, dränge sie also in eine gestreckte Stellung und suche unter sanftem Nachgeben die Zerrung an den Fingern zu unter¬ halten, die dann durch klonische Zuckungen in den Beugern beantwortet wird (Handklonus). Unter diesen Verhältnissen lassen sich dann auch von den ver¬ schiedensten Knochenpunkten aus: Proc. styloid. ulnae, Karpal-Meta- karpalknochen usw. ausgiebige Muskelzuckungen auslösen; doch ist deren reflektorische Natur noch zweifelhaft. Eine ausführliche Darstellung aller dieser Reflexe gibt M. Goldstein (Z. d. g. N. u. Ps. 61); er be¬ rücksichtigt dabei auch die verschiedenen Finger- und Daumenreflexe (Trömner, Kayser, Hoffmann, Golant, Klippel-Weil, Moore). Sein Schluß, daß die diagnostische Auswertung aller dieser Reflexe eine recht geringe ist — eine Ansicht, der wir uns anschließen —, enthebt uns einer genaueren Darstellung. 9 Z. f. N. XIX. Siehe dagegen Kollarits, Z. f. X. XXIII.