Die Berufskrankheiten des Auges : ihre Enstehung, Behandlung und Verhütung / von Ludwig Hirsch.

  • Hirsch, Ludwig.
Date:
1910
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Credit: Die Berufskrankheiten des Auges : ihre Enstehung, Behandlung und Verhütung / von Ludwig Hirsch. Source: Wellcome Collection.

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    Patronen als nötig einzeln in das Bohrloch geschoben und vorsichtig aufeinandergedrückt. Auf die oberste kommt die mit Zündhütchen und Zündschnur versehene Zündpatrone und darüber ein Besatz von Bohrmehl, Sand oder Wasser zur Erhöhung der Wirkung. Verletzungen erfolgen nach von Hippel am häufigsten dadurch, dass die in Brand gesetzte Zündschnur etwas langsamer als gewöhnlich glimmt, und die Bergleute im Glauben, sie sei erloschen, sich vorzeitig dem Bohrloche nähern, um eine neue Schnur an der Patrone zu befestigen. Andere verunglücken bei dem Versuch, nicht explodierte Patronen aus dem Bohrloche zu entfernen, wieder andere durch Explosion von Minen, über deren Lage sie nicht genügend unterrichtet waren. Allen Explosionsverletzungen des Auges gemeinsam ist die aus- gedehnte Verbrennung der Gesichts- und Lidhaut, sowie die miliare Imprägnation der Gesichtshaut durch eine Menge kleinerer schwarzer Schorfe, die durch die glühenden Pulverkörner gesetzt werden, sowie von eingesprengten helleren kleinen Fremdkörpern, wie Teilchen von Kieseiguhr, Sand, Stein, Holz, welche verschieden tief in die Haut ein- gedrungen sind. Konstant findet man nach von Hippel Blutaustritt unter die Bindehaut mit Verbrennung, hochgradige Rötung und Chemosis, sowie zahlreiche Fremdkörper in der Oberfläche der Hornhaut, Bindehaut und Sklera. Die Hornhaut ist stets von einer Menge weissgrauer punkt- förmiger Trübungen übersät, welche teils im Epithel, teils im Parenchym in verschiedener Tiefe sitzen. Die Fremdkörper sind Sandstückchen, die vom Besatz des Bohrloches mit grosser Gewalt in die oberflächlichen und tieferen Gewebe des Augapfels hineingetrieben werden. Neben den Sand- körnern finden sich noch Teile von Gestein, das dunkler erscheint, und von Kieseiguhr, das, wie von Hippel hervorhebt, unter dem Mikroskop aus leicht erkennbaren Radiolarpauzern besteht. Das Epithel der Horn- haut ist in allen Fällen verbrannt, stellenweise in Fetzen abgehoben, und das Parenchym rauchgrau oder weisslich getrübt. Die hochgradige Sprengkraft des Dynamits führt naturgemäfs auch oft zu Ruptura corneae. Seltener findet sich Ruptura sklerae. Dass die Iris durch so schwere Verletzungen mitbetroffen wird, dass gelegentlich auch die Linsen kapsei zugleich mit der Hornhaut reisst und Cataracta traumatica entsteht, bedarf kaum der Erwähnung. Bluterguss in Vorderkammer und Glas- körper treten oft dazu. In jedem Falle zählt die Dynamitverletzung zu den schwersten Schädigungen, die das Auge betreffen können. Wir hätten sicher eine noch viel grössere Literatur darüber, wenn sie nicht oft durch Knochenbrüche und schwere sonstige Hautverbrennung mit direkter Lebensgefahr oder auch sofortigem Exitus verbunden wären, so dass sie der spezialistischen Beobachtung entgehen. Für den Aus- gang der Augenverletzung ist die Frage entscheidend, ob eine Perforation stattfand oder nicht. In letzterem Falle entwickelt sich nach Abstossung