Volume 1

Handbuch der Unfallerkrankungen einschliesslich der Invalidenbegutachtung / bearbeitet von C. Thiem.

Date:: 1909-1910

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Credit: Handbuch der Unfallerkrankungen einschliesslich der Invalidenbegutachtung / bearbeitet von C. Thiem. Source: Wellcome Collection.

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Veranlas.'iung, da bei ihnen zu der Beeinträchtigung des Sehvermögens der beständige Reizzustand kommt, der eine Gewöhnung, wie bei den inneren Fällen, nicht zuläßt. Es handelt sich hier um langsam sich über Jahre erstreckende Fälle von Keratitis parenchymatosa, die wenigstens eine Zeitlang der Krankenrente bedürfen, um Granulöse der Hornhaut in vorgeschrittenem Grade, immer wieder rückfällige sonstige mit Gefäß- neubildung einhergehende Hornhautentzündungen und seltene Fälle von schwerem Frühjahrskatarrh. Bei den nichtentzündlichen Hornhautfehlern kommen außer Selten- heiten, wie wachsendem Keratoconus, die aus der Kindheit stammenden Hornhautflecke beider Augen in Frage. Es ist zu verwundern, mit wie hochgradigen derartigen Veränderungen Leute lange Jahre ein ganz ihren normalen Arbeitsgenossen gleichartiges Einkommen erzielen, sogar in Berufen, die an sich ein gutes Sehvermögen verlangen. Der Umstand, daß Hornhautflecken und der mit ihnen verbundene Astigmatismus die Entwicklung von Kurzsichtigkeit begünstigen, bringt den Beteiligten bis zu einem gewissen Grade sogar bei der Notwendigkeit der großen An- näherung der Arbeitsobjekte den Vorteil, daß sie die Alterssichtigkeit später erst empfinden, wie ihre normalen Altersgenossen. Diese Umstände müssen zu ganz besonderer Vorsicht den Anträgen derartiger jüngerer Leute gegenüber mahnen. Eine übrigens auch bei den anderen Formen stets vorhandene Schwierig- keit tritt hier ganz besonders hervor — die Datierung des Beginns der Invalidität. Da in der Regel Gründe für eine mehr oder weniger plötzliche Verschlimmerung des Zustandes naturgemäß fehlen, wird man sich viel- fach auf die Angaben der Patienten und ihrer Arbeitgeber verlassen bezw. diese sorgfältig prüfen müssen. Willkürlichkeit bei der verlangten Da- tierung ist trotzdem oft genug nicht zu vermeiden. Von den häufigeren Lidkrankheiten können Einrollungen und fehlerhafte Haarstellung, wenn die Operation zu spät vorgenommen oder die Übernahme der Kosten von den Anstalten abgelehnt wird, Grund zur Invalidität geben. Ausnahmsweise können auch doppelseitige Tränen- sackeiterungen derartige Reizzustände herbeiführen, daß Invalidität an- erkannt werden muß, wenn jene nicht entfernt werden. ^lit diesen Anführungen sind, glaube ich, die Krankheitsbilder er- schöpft, deren Verhältnis zur Invalidität eine allgemeine Erörterung gestattet. Ich möchte daran noch einige Bemerkungen knüpfen. Eine besondere Beachtung erfordern die Fälle, in denen schon bei Beginn der Beitragsleistung „objektiv“, soweit man diesen Ausdruck überhaupt hier gebrauchen kann, Invalidität vorhanden war. Es ist gar nicht so selten, daß Leute mit schweren Augenfehlern mit aller Energie sich die 5 Jahre quälen, zu arbeiten und Beiträge leisten, um dann Rente zu beanspruchen. In diesen Fällen ist also weder eine wesentliche Veränderung gegen früher da, noch ist die Krankenkassenleistung zu Ende, noch ist der Beweis ge- führt, daß jetzt plötzlich der Betreffende nicht mehr im stände ist, ein Drittel seines früheren Lohnes zu erzielen, also die gewöhnlichen Voraus- setzungen zur Verleihung einer Rente nicht gegeben. Da es sich fast nur um jüngere Patienten handelt, ist die Rentenlast in solchen Fällen für die Anstalten eine recht schwere. Die Möglichkeit ist hierbei indes nicht von der Hand zu weisen, daß die schweren Anstrengungen den Augen und dem Nervensystem sehr geschadet haben, anderseits hat das Reichsver-