Über das Lehren und Lernen de medicinischen Wissenschaften an den Universitäten der deutschen Nation : nebst allgemeinen Bemerkungen über Universitäten eine culturhistorische Studie / von Th. Billroth.

  • Billroth, Theodor, 1829-1894.
Date:
1876
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Credit: Über das Lehren und Lernen de medicinischen Wissenschaften an den Universitäten der deutschen Nation : nebst allgemeinen Bemerkungen über Universitäten eine culturhistorische Studie / von Th. Billroth. Source: Wellcome Collection.

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    Sprache und der ellenlangen Recepte in cahalistischen For¬ meln tradirt wurden, und durch den Kathedervortrag mit Disputationen allenfalls noch Jahrhunderte weitergeschleppt werden konnten, bis die Controle des medicinischen Syllabus durch die pathologische Anatomie auf den Universitäten selbst allverbreitet wurde, lagen auf dem Gebiete der äusseren Krank¬ heiten doch die Wirkungen der Therapie zu nahe, als dass die scholastische Bücherweisheit sich gegenüber einer durch verständige ruhig beobachtende Männer vervollkommnenden Empirie hätte halten können. Es wäre aber doch den Wund¬ ärzten und Badern nicht so bald gelungen, den an den Uni¬ versitäten gebildeten Aerzten näher zu kommen und mit ihrer Kunst in den Universitätsverband einzudringen, wenn sie nicht selbst lebhaft die neueren anatomischen Lehren er¬ fasst und sich dieselben zu eigen gemacht hätten. Dies konnte freilich in ergiebiger Weise nur an grösseren Universitäten, wo häufiger anatomische Demonstrationen vorkamen, erreicht werden. Der Besuch derselben war aber theuer und aus so¬ cialen Gründen unbehaglich für die Wundärzte. Aschbach*) sagt über diese Verhältnisse an der Uni¬ versität Wien: „Die Ausübung der Chirurgie wurde im Anfang des 15. Jahrhunderts von der medicinischen Facultät wie eine handwerksmässige Beschäftigung angesehen. Nach dem Vor- urtheil der Zeit haftete an der Person des Chirurgen die macula levis notae; er wurde wie ein dienender Gehilfe des medicini¬ schen Doctors angesehen und in gleicher Weise zu den soge¬ nannten akademischen Bürgern gerechnet wie Bücherab¬ schreiber, Buchbinder, Pedelle. Als sich im Jahre 1416 ein Chirurg um einen akademischen Grad bewarb und zur Unter¬ stützung seines Gesuches anführte, dass er im Steinschnitt und in der Bruchoperation wohlerfahren sei, so fand die Facultät eine solche Bewerbung nicht nur ungewöhnlich, sondern auch verwegen und wies den Petenten ab. Doch allmälig kam die Chirurgie zu Ehren, namentlich durch die Aufnahme der Anatomie; und schon bald nach der Mitte des 15. Jahrhun- *) 1. c. pag. 326.