Experimentelle Studien zur Theorie der Aetiologie der Tumoren / von S. Löwenstein.

  • Löwenstein, S.
Date:
1910
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Experimentelle Studien zur Theorie der Aetiologie der Tumoren / von S. Löwenstein. Source: Wellcome Collection.

    4/20 (page 694)
    folgt, oder aber es ist keine bindegewebige Umhüllung vorhanden und kein Balg, sondern die äußere Hülle wird gebildet aus einer scheinbar homogenen, glänzenden Membran, die sich aber bei genauer Untersuchung als aus abgeplatteten, polygonalen, meist kernlosen epithelialen Zellen zusammengesetzt zeigt, die sich nach innen zu einem Atherombrei auflösen. Während dieser letzte Befund sich hauptsächlich bei älteren und größeren Epithelcysten zeigt, ist die epitheliale Provenienz viel deutlicher nachzuweisen bei den kleineren und kleinsten Tumoren. Hier finden wir von außen nach innen folgend den Schichten mehr weniger kubischer Zellen mit großen Kernen solche Zellformen anlagernd, die länglicher sind, granuliert werden, sich abplatten und endlich als verhornte Zellen dicht ge¬ drängt, das Centrum der Geschwulst einnehmen, welch letzteres bei den kleinsten Geschwülstchen eine fest geballte, größere Epithelperle darstellt. Wichtig ist bei dem Befund, daß die äußeren Epithel¬ schichten eine ganz analoge Anordnung zeigen, wie in der normalen Epidermis; an einzelnen Präparaten hat man sogar eine Andeutung der welligen Lagen des Rete Malpighi erkannt. Diese Epithelcysten werden beobachtet fast ausschließlich bei männlichen Individuen, welche infolge ihrer Beschäftigung häufiger Fingerverletzungen ausgesetzt sind: Chirurgen, Metallarbeiter, In¬ strumentenmacher etc. Die ersten, die traumatische Epithelcysten beschrieben, waren Groß, Mica ult, Masse, Audry und L a c r o i x, dann Reverdin, welch letzterer 32 Fälle aus der Litteratur zusammen¬ stellte. Von Deutschen erwähnen zuerst Billroth und Küster „Atherome“ an der Gritffläche der Finger. Alle diese Autoren, ebenso wie G a r r e und Sparokutski stellen sich den Vorgang folgendermaßen vor: Wird bei einem Trauma ein lebensfähiges Epidermisstückchen tief in die Cutis, bezw. in die Subcutis hinein¬ getrieben, so kommt es zuweilen vor, daß dieses Epidermisstückchen selbständig zu wachsen beginnt, wobei sich aber eine mehr weniger große Cyste ausbildet, die mit Epithelwänden versehen ist und einen flüssigen oder breiigen Inhalt enthält. Franke nimmt fötalversprengste Keime als nötig zur Ent¬ stehung an und glaubt, daß Traumen oder andere Reize diese fötalen Keime zum Wuchern, d. h. zur Cystenbildung in diesem Falle, bringen. Nach Gar re sollen besonders Stichwunden mit mehr weniger stumpfen Instrumenten dadurch die Epithelcysten erzeugen, daß ein