Der Diabetes mellitus / von B. Naunyn.

Naunyn, Bernhard, 1839-1925

Date:: 1898

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Der Diabetes mellitus / von B. Naunyn. Source: Wellcome Collection.

135/550 (page 117)

Urin £U/2 l per Tag, 3'8°/o Zucker, 0 Albumen. Bei strenger anti- diabetischer Diät verlor sich der Zuckergehalt schnell und trat auch nicht wieder auf, als der Kranke etwas Brod und Milch genoss. Nachdem der Urin zuckerfrei geworden, wurde eine Behandlung mit 40 Inunctionen ä 5 g und 120 g Kal. jodat inscenirt, die ohne jeden Einfluss auf die Paraplegie blieb. Ebenso eine gleich energische zweite Cur ein halbes Jahr später. Der Urin blieb bei Fleischdiät mit wenig Brod und Milch während des folgenden Jahres immer zuckerfrei. Nach dem hier Zusammengetragenen scheint es mir ausgemacht, dass Syphilis nur selten Diabetes melitus hervorruft, und dass noch seltener nennenswerthe Erfolge gegen diesen durch antisyphilitische Curen erreicht werden; trotzdem ist die Berücksichtigung dieses ätiologischen Momentes geboten, und unter Umständen wird neben der diätetischen, die antisyphilitische Behandlung am Platze sein. 19. Der „reine“ Diabetes. In den vorhergehenden Abschnitten sind diejenigen Fälle von Diabetes besprochen, in denen eine Organerkrankung bestand, welche als seine Ursache angesehen werden durfte. Es sind die Erkrankungen der Leber, des Nervensystems, des Circulationsapparates, der Thyreoidea, des Pankreas, vielleicht auch die der Nieren, welche als solche in Betracht kommen. Ferner sind die Diabetesfälle besprochen, in welchen die Krankheit unter dem Einflüsse von Gicht, Fettsucht und von acuten und chronischen Infectionskrankheiten (Syphilis) auftrat. In einer Anzahl von Diabetesfällen lässt sich aber eine derartige ursächliche Erkrankung oder Beziehung nicht feststellen, d. h. bei Leb- zeiten waren überhaupt niemals irgend welche Symptome von Krankheit ausser der Glykosurie und deren Folgen vorhanden, und wenn der Fall zur Section kommt, so zeigt auch sie keinerlei Abnormität, welche als „ursächlich“ in Betracht kommen könnte. Unzweifelhaft ist unter den in Betracht kommenden Organen das Pankreas dasjenige, dessen Erkrankung, wie Experiment und pathologische Anatomie zeigen, am sichersten schweren Diabetes macht, und es ist des- halb von besonderer Wichtigkeit, darauf hinzuweisen, dass auch dieses in solchen Fällen von jeder nachweisbaren Anomalie frei sein kann. Ich führe wegen der Wichtigkeit dieses Punktes hier die folgenden Fälle kurz an. In allen wurde das Pankreas von Herrn Dr. M. B. Schmidt am hiesigen pathologischen Institute (Prof. v. Becklinghausen) einer genauen mikroskopischen Untersuchung unterzogen.1) *) Seitdem sind noch drei Fälle von reinem Diabetes melitus schwerster Form auf meiner Klinik zur Section gekommen, in denen ebenfalls Herr Dr. M. B. Schmidt bei genauester Untersuchung keine ursächliche Pankreaserkrankung fand. Siehe die Zusammenstellung der Sectionen Nr. 38, 39, 40.