Aufgabe und Methode der Familienstatistik bei medizinisch-biologischen Problemen : Vortrag, gehalten in der 8. Sektion des XIV. Kongresses für Hygiene und Demographie in Berlin / von W. Weinberg.

  • Weinberg, Wilhelm.
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[between 1900 and 1909?]
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Credit: Aufgabe und Methode der Familienstatistik bei medizinisch-biologischen Problemen : Vortrag, gehalten in der 8. Sektion des XIV. Kongresses für Hygiene und Demographie in Berlin / von W. Weinberg. Source: Wellcome Collection.

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    der Vererbungslehre wie Näcke1) vertreten wird, ebenso die Lehre von einem Zusammenhang zwischen Krebs und Tuberkulose, die Riffel, Williams und andere, namentlich englische Autoren ver¬ treten und deren Haltlosigkeit ich kürzlich auf exakt statistischer Grundlage nachgewiesen habe. Die einzelne Beobachtung gehäuften Vorkommens einer Erscheinung bei mehreren Gliedern einer Familie genügte und genügt vielfach noch heute zum Nachweis erblicher Beziehungen, das Sammeln von Stammbäumen mit zahlreichen auf¬ fallenden Individuen erscheint noch heute als eine verdienstliche Tätigkeit. So konnte ein Historiker, Ottokar Lorenz, zu der Anschauung kommen, als gehe die ganze bisherige Erblichkeits¬ forschung wesentlich im Sammeln von einseitigen Stammbäumen auf, und es sei eine wesentliche Förderung der Forschung, daß er anstatt des Stammbaums der Ahnentafel als Forschungsobjekt den Vorzug gab. In Wirklichkeit lag der erste Fortschritt gegenüber der ein¬ seitigen Stammbaumkasuistik, welche die negativen Fälle mehr oder weniger ignorierte und immer wieder ignoriert, darin, daß man anfing, die Häufigkeit familiärer Belastung festzustellen. Da¬ bei entwickelte sich das Streben, möglichst hohe Ziffern der familiären Belastung als Beweis für Vererbung herauszurechnen. Bei weit verbreiteten Krankheiten wie der Tuberkulose gelang es verhältnismäßig leicht, durch Einbeziehung einer möglichst aus¬ gedehnten Verwandtschaft in den Kreis der Anamnese jedes patho¬ logische Individuum belastet erscheinen zu lassen. Dies war ins¬ besondere das Verfahren, das Riffel2) auf Grund eines mühevoll gesammelten Materials anwandte, der in jedem Fall, wo an In¬ fektion Tuberkulöser durch ein bestimmtes tuberkulöses Individuum gedacht werden konnte, den Nachweis der familiären Belastung führte. Die Unzulässigkeit dieses Verfahrens hat besonders C o r n e t3) scharf hervorgehoben, indem er darauf aufmerksam machte, daß man bei der großen Häufigkeit der Tuberkulose durch¬ schnittlich bei jedem Individuum ein tuberkulöses Individuum in der nächsten Verwandtschaft finden müsse. 1) Näcke, Das prozentual ausgedrückte Heiratsrisiko. Allgemeine Zeit¬ schrift für Psychiatrie, Bd. 63, 1906. Biffel, Weitere pathogenetische Studien über Schwindsucht und Krebs, 1901. Williams, Cancer and tubercle. The Lancet, 22. XII, 1904. Lorenz, Handbuch der gesamten wissenschaftlichen Genealogie, 1898. 2) Biffel, Mitteilungen über die Erblichkeit und Infektiosität der Schwind¬ sucht. 1892. 3) Cornet, Die Tuberkulose. 1906. Zeitschrift für Soziale Medizin. III. 2