Die Gelbsucht der Neugeborenen : eine klinisch-physiologische Studie / von M. Hofmeier.

  • Hofmeier, M. (Max), 1854-1927.
Date:
1882
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Gelbsucht der Neugeborenen : eine klinisch-physiologische Studie / von M. Hofmeier. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    5/72 (page 5)
    Folgezustand einer Reihe localer in Folge des Geburtsacts auf der Oberfläche des Kindes vor sich gehender Processe. Diesen beiden den Ikterus von Veränderungen der Blutkörper- chen ableitenden Erklärungen steht nun erstens die von Frerichs verfochtene^ auf Pleidenhain’s Versuchen basirende Anschauung ge- genüber, nach welcher der Ikterus als Ausdruck der Gallenresorption in Folge des von ihm theoretisch angenommenen starken Sinkens des Blutdrucks in der Aorta anzusehen ist ^). Eine zweite mehr ana- tomische Erklärung für den Uebertritt von Galle ins Blut verfochten in späterer Zeit Virchow 2) und Kehrer 3)^ indem der erstere die auch für Erwachsene gewöhnliche Ursache: den Duodenalkatarrh mit mechanischer Verhinderung des Abflusses der Galle als stets vorhanden annimmt, der letztere eine gewisse angeborene Enge des Ductus choledochus als häufige Ursache ansieht. Noch ein anderer Grund für den Uebergang der Galle ins Blut wird für den gewöhn- lichen erklärt von Birch-Hirschfeld ^), der ausÖOOSectionsbefunden nachzuweisen sucht, dass in Folge von vor oder nach der Gehurt auftretenden Athmungs- oder Circulationsstörungen eine venöse Stauung in der Leber und mit ihr ein Üedem des periportalen Ge- webes aufträte, das seinerseits eine Compression der Gallenausfüh- rungsgänge und Aufnahme der Galle ins Blut mit Ikterus im Gefolge habe. Jeder dieser Autoren hat dann versucht, für sich und seine Ansicht die klinisch und statistisch gewonnenen Erfahrungen in dieser Frage zu deuten und zu verwerthen; aber die Anzahl der Erklä- rungen selbst zeugt wohl schon am besten dafür, dass einer jeden von ihnen erhebliche Mängel anhaften, die ihrer überzeugenden Kraft wesentlich Eintrag thun, trotzdem sie z. Th. von so hervor- ragenden Autoren vertreten werden. Es sei mir gestattet, kurz die gegen eine jede dieser Theorien erhobenen Einwände, soweit sie auch für mich massgebend sind, hier der Reihe nach zu besprechen. Um mit der ersten Ansicht zu beginnen, so ist ja nicht zu verkennen, dass in der That manche von den Autoren als Beweise angeführten Diese Erklärung acceptirt auch B. Schultze für die Mehrzahl der Fälle. *) Gesammelte Abhandlungen 1856. T Studien Uber den Icterus neonatorum. Oesterr. Jahrbuch für Pädia- trik 1861. ‘‘) Archiv für path. Anat. Bd. 87: Die Entstehung der Gelbsucht neuge- geborner Kinder.