Beitrag zur ethnischen Pathologie oder zur Geographie der Krankheiten / von Dr. Ullersperger.

Ullersperger, Dr.

Date:: 1871

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Credit: Beitrag zur ethnischen Pathologie oder zur Geographie der Krankheiten / von Dr. Ullersperger. Source: Wellcome Collection.

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87 Unterschenkel-, 4 Oberarm- und eine Mittelhandknochen-Amputation und eine Exarticulation des Fusses (Chopart). In 4 Fällen wurden 2 der vorbezcichneten Operationen bei einem Individuum gleichzeitig vorgenommen und zwar wurden I mal beide Oberschenkel, 1 mal beide Unterschenkel, 1 mal der rechte Oberarm und der linke Fuss (Chopart) und einmal der linke Oberarm und der rechte Zeigefinger im Mittelhandknochen abgenommen. Von den Operirten genasen 3, die übrigen 4 starben. Unter den Genesenen befindet sich der Ver¬ wundete, welchem der linke Oberarm und der rechte Zeigefinger im Mittelhandknochen glöichzeitig amputirt wurden. Auch dieses Resultat muss mit Rücksicht auf die durch grobes Geschütz erzeugten schwe¬ ren und ausgebreiteten Verletzungen als günstig bezeichnet werden. Die Amputationen wurden alle frühzeitig vorgenommen. Die Zahl der in den fünf Jahren durch zufällige Verletzungen und Un¬ glücksfälle Verstorbenen beträgt 59. Von diesen verunglückten durch Ertrinken 24, durch Ilerabstürzen von den Masten und dergl: 21, durch Schusswunden, Verbrennungen Quetschungen etc. 11. — Fast alle diese Unglücksfälle wurden auf den Schiffen beobachtet und haben ihren genetischen Ursprung in den schweren und gefahrvollen Dienstvcrrichtungeu der Kriegs-Matrosen, wie auch die Todesursachen — Ertrinken, Sturz, Verbrennung und Schusswunden — beweisen. Die durchschnittliche jährliche Procentziffer der durch Unglücksfälle Gestorbenen beträgt für das Quinquenninm 0.15. Die vorstehenden Mittheilungen dürften hinreichend von der ausserordentlichen Reichhaltigkeit des Inhalts Zeugniss ablegen, wel¬ chen uns die Schrift „Kolaczek’s über die österreichische Marine in nosologischen und hygieinischer Beziehung darbietet. Es lehrt dieses treffliche Buch die Bedeutung einer gründlichen und kritischen Bearbeitung selbst von den verschiedensten Seiten angesammelten sta¬ tistischen Materials, ja sogar solchen Materials kennen, welches ohne besonderen Zweck und keineswegs in der Absicht, die Grundlage für statistische Forschungen zu bilden, sich in den Schiffs¬ journalen anhäufte. Um so mehr aber glauben wir auf die Fort¬ setzung dieses Berichts gespannt sein zu müssen, da, wie schon im Anfänge dieser Besprechung hervorgohoben wurde, der in Zukunft von Kolaczek zu verwendende Stoff weit reichhaltiger und detaillirter -tuslallen und nach bestimmten Principien zusammengetragen werden wird. Offenbar wird dann auch der Gewinn für die Hygieine der Marine ein noch weit grösserer sein, als ihn die besprochene Arbeit gibt! T h eod. IIu se in an n. Bericht über die Sterblichkeit der Ciyil-Bevölkerung Wiens im Jahre 1807. Nach amtlichen Quellen verfasst von Dr. Jakob Goldschmied, Beschauarzt. (Separat-Abdruck aus dem'HL Jahresbericht des Wiener Stadt - Physikates). Wien, 1868. Druck von Jos. Stöckholzer v. Hirschfeld. Verlag des Wiener Gemeinderathes. 43 pp. in Octav. Bericht über die Sterblichkeit der Civil-Bevölkerung Wions im Jahre 1868 nach, amtlichen Quellen und besonders nach den Monatsberichten der städtischen Boschauärzte verfasst von Dr. Jakob Goldschmied, Beschauarzt. (Separat-Abdruck aus dem Jahresberichte des Wiener Stadtphysikates). Wien 1869. Gedruckt bei Josef Stöckholzer v. Ilirschfeld. Im Selbstverläge des Verfassers. 62 pp. in Octav. Diese beiden Berichte umfassen sämmtliche im Polizeirayon von Wien verstorbenen Personen aus dem Civilstande. Es liegen dem¬ selben für die zu Ilause Verstorbenen die Monatsberichte der Beschau¬ ärzte zu Grunde, welche die Daten über das Alter der Verstorbenen nach Möglichkeit authentischen Documenten, die Bezeichnung der Todesursache aber don ärztlichen Behandlungsscheinen entnehmen, die bei allen Todesfällen abverlangt werden. Die Richtigkeit dieser Be¬ zeichnung wird von den Beschauärzten controllirt, wobei sich häufig auch die Nothwendigkeit ergiebt., ungenaue Bezeichnungen im Einver¬ nehmen mit den behandelnden Aerzten zu verbessern. Diese Mass- reg'd ist nöthig, um zu einer einigermassen erschöpfenden und genauen Kenntniss der Todesursachen in der Mortalität Wiens zu gelangen. Schon in einem früheren Mortalitätsberichte wurde darauf hingowiesen, dass man nicht im Stande ist, sich einfach nach don Behandlungs¬ scheinen eine einigermasson wahrheitsgetreue Vorstellung über die re¬ lative Häufigkeit der einzelnen Todesursachen, goschweigo denn über ihro absolute Häufigkeit zu bilden. Da man aber in Bezug auf ein¬ zelne Wundärzte, von denen gerade eine sehr erhebliche Zahl von Behand- lungsscheinen herrührt, das „ultra posso nemo obligatur“ wohl beherzigen muss, so bleibt kein anderes Auskunftsmittel übrig, als dass die Be- schanärzte aus den bei den Angehörigen des Verstorbenen eingezogenen Erkundigungen, um die bei letzteren vorhanden gewesenen Krankheits¬ symptome und aus den Ergebnissen der Inspection, Palpation und Percussion die letzte Krankheit zu eruiren suchen. In vielen Fällen liegen auch die Verhältnisse so klar zu Tage, dass eine Feststellung der Todesursache nicht schwer ist (so z. B. bei Darmcatarrheri der Kinder, die häufig mit „Fraisen“ und Abzehrung, bei Tuberculosen, die ebenfalls häufig mit „Abzehrung“ oder mit „Lungenlähmung“ be¬ zeichnet werden u. s. w.). Wo aber die Ernirung nicht leicht möglich ist, wird die unbestimmte Bezeichnung auch von den Beschauärzten belassen, und so findet man in don angeschlossenen Tabollen die To¬ desursachen von 2°/# aller Todesfälle mit unbestimmten Ausdrücken bezeichnet, ein Betrag, der zu gering ist, um bei Betrachtung der Haupt-Todesursachen in Anschlag gebracht zu werden. In den mei¬ sten und grössten Ilumanitätsanstalten wird die Todtenbeschau von den Hausärzten vollführt, und nach den von ihnen ausgestellten Todten- 8cheinen werden conform den Beschauberichten eigone Monatsberichte über die in den erwähnten Humanitätsanstalten Verstorbenen von dem Herrn Beschauarzt Dr. Kallamitschek verfasst. Letztere wurden vorliegenden Berichten mit zu Grunde gelegt. So wichtig es wäre, die Richtigkeit wenigstens der Ilauptziffern controlliren zu können, ist diess doch nur bis zu einem gewissen Grade thunlich. Zur Vergleichung liegen nur die Ziffern des Todten- beschauamtes vor, welchen nur die Gesammtzahl der Verstorbenen zu entnehmen ist. In der Tabelle I. werden die einzelnen Todesursachen in ihrer Vertheilung auf Geschlecht und Alter nachgewiesen, wobei dieselben erschöpfend aufgenommen wurden; ein detaillirterer Ausweis über die Altersverhältnisse der Verstorbenen war wegen Mangel an unterstützen¬ den Arbeitskräften unthunlich, um so weniger konnten andere Ver¬ hältnisse der Verstorbenen, wie Beschäftigung, Civilstand u. s. w. berücksichtigt werden, so wünschenswert!! diess auch gewesen wäre. Tabelle II. enthält eine erschöpfende Darstellung der zeitlichen Ver¬ theilung der allgemeinen Mortalitätsverhältnisse. Die Anordnung der Todesursachen schliesst sich in beiden Tabellen möglichst der vom dritten internationalen statistischen Congresse angegebenen Classifici- rung an, nur sind die einzelnen Classen versetzt. Die systematische Gruppirung der Krankheiten ist die allgemein gebräuchliche; dass Tuberculosen und Krebse, von den Localkrankheiten getrennt werden, erfordert schon die besondere Bedeutung dieser Todesursachen für die Mortalitätsverhältnisse einor Stadt. Tabollo HL enthält die örtliche Vertheilung oiniger wichtigen Todesursachen, besonders der contagiösen und zu dem eine Darstellung der wichtigsten Verhältnisse der Mor¬ talität des Säuglingsalters; eine grössere Ausführlichkeit in Bezug auf Todesursachen wäre hier wohl von keinem besonderen Nutzen gewesen, da die Provenienz der in Spitälern Verstorbenen nicht bekannt war, daher absolut genaue Angaben über die örtliche Vertheilung der To¬ desursachen ohnehin nicht zu erlangen waren, und da ferner die ein¬ zelnen Bezirke zu viele ungleichartige Elemente enthalten, um die Mortalitätsziffern ohne weiteres in sanitärer Beziehung eingehend ver- werthen zu können; zudem ist schon a priori anzunehmen, dass die möglichen Fehlerquellen des Berichtes, so weit sie auf ungleichartiger Bezeichnung der Todesursachen beruhen, sich grade in localer Rich¬ tung am meisten geltend machen dürften. In der 2ten Arbeit wurden auch die WitterungsverhältniRse be¬ rücksichtigt und in Tabelle III. die Mittelwerthe der wichtigeren me¬ teorologischen Verhältnisse für die einzelnen Monate nach den Publi- cationen der k. k. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus zusammengestellt. Um eine Vergleichung mit den Mortalitätsverhältnissen anderer Städte zu ermöglichen, wurden die Hauptziffern auf eine bestimmte Einwohnerzahl (meist 10,000) bezogen und eine solche Vergleichung mit den bezüglichen Verhältnissen Berlins im Jahre 186 4 auch, so weit als möglich, wirklich durchgeführt; letzteres Jahr wurde deshalb gewählt, weil es in Bezug auf Sterblichkeit für Berlin als Normal¬ jahr angesehen werden dürfte. Hin und wieder wurden die Mortalitäts- Verhältnisse beidor Städte im Jahre 1867 verglichen, da dieselben beiderseits gleich günstig waren. Die zur Vergleichung nöthigen Daten wurden den Arbeiten des Berliner statistischen Bureaus ent¬ nommen. Es hat sich hierbei gezeigt, dass Berlin in Bezug auf Sterblichkeit weit mehr mit Wien übereinstimmt, als dieses bei London der Fall ist, welche Stadt im Vorjahro zur Vergleichung gewählt wurde; bei der grösseren Uebereinstimmung der ersterwähnten zwei Gressstädte in Bezug auf Zahl und Nationalität der Einwohner einer¬ seits und der climatischon Verhältnisse andererseits ist diese That- sache auch erklärlich; jodoch haben sich auch Bemerkenswerthe und charactoristische Unterschiede zwischen der Sterblichkeit V iens und Berlins ergeben. So ist die Sterblichkeit Wions constant etwas grösser als die Berlins, wie folgende Zusammenstellung zeigt; es kam auf 1000 Einwohner folgende Zahl von Todesfällen (incl. Todtgeburten):