Die Pathologie und Therapie der Gelenkentzündungen / von Max Schüller.

  • Schüller, Max, 1843-1907.
Date:
1887
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Credit: Die Pathologie und Therapie der Gelenkentzündungen / von Max Schüller. Source: Wellcome Collection.

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    manchem solcher Fälle kann stärkere Anschwellung der Synovialis fehlen, nur die Innenfläche mit käsigen Granulationen bedeckt sein. Aber es kann auch jeder flüssige Inhalt fehlen, während die Synovialis durchaus charakteristische hoch- gradige schwammige Veränderungen darbietet. — Bei syphilitischen Gelenk- entzündungen handelt es sich in den während der Secundärperiode beobachteten Entzündungen nur um einfache seröse Synovitis. Die gleichen einfachen Verän- derungen liegen einigen der bei hereditärer Syphilis, sowie in der tertiären Periode vorkommenden Entzündungen zu Grunde. Doch beschränken sich bei den hereditären und tertiären Formen die Veränderungen meist nicht hierauf, sondern es treten, abgesehen von Veränderungen an den Knorpeln und Knochen (s. u.), gewöhnlich papilläre Wucherungen auf der Synovialis hinzu, welche hierbei schon R. Virchow beschrieben hat. Ferner werden noch gummöse Einlagerungen beobachtet. Diese bilden im subsynovialen Fettgewebe (z. B. im Lig. mucosum), an den Umschlags- stellen der Synovialis, in der fibrösen Kapsel, auch in den dem Gelenke benachbarten Schleimbeuteln (sowie an und in dem Knochen, s. u.) sitzende plattovale oder rundliche, weich-elastische, blassrothe oder speckig aussehende Massen, welche gewöhnlich im Centrum weissgrau verfärbt, oder auch in eine käsige, trockene, kreideartige Substanz umgewandelt sind, während sie in den peripheren Theilen zuweilen derb fibrös bis knorpelhart sind. Sie bestehen in den weicheren Partien aus theils verfetteten, theils geschrumpften oder körnig zerfallenen Granulations- zellen, welche in den hart anzufühlenden Theilen mit derben fibrösen Bindegewebs- ziigen gemischt sind. Die fibröse Gelenkkapsel bleibt bei vielen einfachen acuten und chronischen Gelenkentzündungen unbetheiligt. Bei Gelenkeiterungen kann sie mit dem Perioste im Zusammenhang vom Knochen abgelöst werden, aber auch nach eitriger Erweichung an den dünneren Stellen vom Eiter durchbrochen werden. Die Bänder werden bei langdauernden Eiterungen ebenfalls eiterig durchtränkt, zerstört. Bei dem chronischen polyarticulären Gelenkrheumatismus (A. ankylopoetica) und der senilen Arthritis (Malvm senile) kommt es zu Schrumpfung der Bänder und der fibrösen Kapsel. Das Gleiche tritt ein nach längerer Fixation einfach ent- zündeter, verletzter, oder auch normaler Gelenke. Bei chronischen Ergüssen, zuwreilen auch bei Arthritis deformans, bei neuropathischen Gelenkleiden werden die fibrösen Bestandteile der Kapsel im Gegenteile häufig gedehnt, erschlafft. Dasselbe kommt zuweilen auch bei Rachitis vor, und kann dann zu entsprechenden Func- tionsstörungen führen. — In anderen Fällen beobachtet man bei den senilen Gelenkentzündungen vollkommene Zerstörung der Bänder; besonders wird oft das Lig. teres und die Bicepssebne zerfasert gefunden. Bei den gichtischen, tuber- culösen, syphilitischen Gelenkentzündungen werden die fibrösen Bestandteile des Gelenkes wesentlich nur in secundärer Weise von dem betreffenden specifischen Processe ergriffen resp. zerstört. Charakteristisch aber ist besonders bei den tuberculösen Processen die Ausdehnung der teigigen resp. sulzigen Anschwellung bis in das periarticuläre und subcutane Bindegewebe (früher „Tumor albus“ bezeichnet) und die Durchsetzung der Kapsel mit tuberculösen Fistelgängen. Der Belegknorpel der Gelenkenden ist bei den einfachen serösen Gelenkentzündungen meist vollkommen unverändert. Nur zuweilen lässt er eine mässige Trübung erkennen. Bei acuten G elenkeiter ungen kann er erweicht, siebförmig durchlöchert, in gelblichen Plättchen oder in ganzen Platten abgehoben oder sonstwie zerstört w erden (Knorpelerweichung, Knorpelperforation, Knorpelnecrose, Knorpelusur, „Knorpelgeschwür“). Er kann auch stellenweise vollkommen fehlen, so dass der Knochen blossliegt. Diese Vorgänge sind theils durch die infectiöse, necrotisirende Einwirkung des eiterigen Gelenkinhaltes, theils durch die corrodirende Einwirkung der Eitercoccen, theils durch die absorbirende Einwirkung von aus dem Spongiosamarke vordringenden Granulationen bedingt. Diese Veränderungen lassen sich nach meinen Untersuchungen besonders gut bei septischen Gelenk- eiterungen nach Schussverletzungen, bei den eitrigen metastatischen Gelenkentzün-