Volume 4

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:: 1880-1884

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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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Leuten, bei Apoplektikern mit kranken Gefässen: wenn darin auch keine absolute Contraindication liegt, so doch eine dringende Mah- nung zur Vorsicht. Demnächst ist es das Verhalten des Nervensystems im Ganzen, die grössere oder geringere Reizbarkeit desselben, die Art und Weise seiner Reaction auf den elektrischen Reiz, welche maass- gebend werden können für die Frage der Anwendbarkeit oder Schäd- lichkeit der elektrischen Behandlung. Ueber die verschieden grosse Empfänglichkeit für Elektricität sind schon von Beard und neuer- dings von Möbius 0 einige praktische und wohl zu beachtende Be- merkungen gemacht worden. Es gibt Personen, welche von elektri- schen Strömen — im guten wie im schlimmen Sinne — auffallend lebhafte Einwirkung erfahren, während andere davon nur in sehr geringem Maasse beeinflusst werden. Besonders bei nervösen, neur- asthenischen, hysterischen Personen findet sich oft ein ausserordent- lich hoher Grad von „Empfänglichkeit“, so dass selbst sehr schwache Ströme von solchen Personen in unliebsamer Weise empfunden und von Verschlimmerung ihrer Leiden beantwortet werden. Ja das kann sich bei Einzelnen — allerdings sehr Wenigen! — zu einem Grade steigern, dass man wohl, ebenso wie bei anderen Heilmitteln, von einer Idiosynkrasie gegen Elektricität sprechen kann. Diese bildet dann natürlich eine Contraindication für die Anwendung des elek- trischen Stromes; während die geringeren Grade der „ Empfänglich- keit“ nur einen Grund zur äussersten Vorsicht in der Auswahl der Stromstärke und zu langsamem. Vorgehen bei der elektrischen Be- handlung enthalten; nicht selten sieht man, dass solche Personen bei längerer Behandlung ganz tolerant gegen Elektricität werden. Und in vielen Fällen ist gerade diese Empfänglichkeit der Kranken ein prognostisch nicht ungünstiges Moment für den Erfolg der elektri- schen Behandlung. Das scheint mir das Wesentliche zu sein, was über die Contra - indicationen der Elektricität zu sagen nöthig ist und es wird sich Ihnen gewiss verlohnen, diese Bemerkungen bei Ihren ersten Schritten in die Praxis stets vor Augen zu haben. Ich bin am Schlüsse, meine Herren, und glaube, Ihnen ein ziem- lich vollständiges Bild von dem heutigen Stande der Elektrotherapie in der inneren Medicin gegeben zu haben. Ich bin mir dabei wohl 1) G. M. Beard, Gases illustrating different degrees of susceptibility to electricity. Philad. med. Tim. 1875. Jan. Febr. — Möbius, Ueb. clektrosensitive Personen. Betz’ Memorabil. 1881. Nr. 5. S. 270.