Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:: 1880-1884

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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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bildung im engeren Sinne. Diese Auffassung hat sicli jedoch für die bei Weitem grössere Zahl der Fälle als irrig herausgestellt. Nur in ganz seltenen Fällen sind beim Klumpfuss Defecte nach- weisbar, wie z. B. der Mangel der Peronäenmuskeln; in allen an- deren Fällen besteht dagegen keinerlei Defect, weder an den Kno- chen, noch an den Muskeln und Sehnen, und selbst die Insertions- stellen der Sehnen befinden sich an den normalen Punkten. Der Klumpfuss wird demnach seit den Licht bringenden Arbeiten von Scarpa^) als die durch mechanische Kräfte erfolgte Deformirung eines ursprünglich normal gebildeten Fusses aufgefasst und nur in Bezug auf die Art dieser ablenkenden Kräfte herrscht trotz der ein- gehendsten auf diesen Punkt gerichteten Untersuchungen noch keine Uebereinstimmung. Es kann sich dabei nämlich entweder um Zug- kräfte handeln, welche im Körper des Kindes ihren Sitz haben und zwar in den Muskeln und Sehnen, oder um Druckkräfte, welche der mütterliche Uterus oder die Kindestheile gegenseitig auf einander aus- üben. Die Gründe für und wider diese beiden Auffassungen in ihrer Vollständigkeit hier zu entwickeln, würde zu weit führen, ich beschränke mieh daher darauf hervorzuheben, dass beide Ansichten erhebliche Gründe für wie gegen sieh haben und dass es demnach als wahrscheinlich betrachtet werden muss, dass sie beide in Thä- tigkeit treten können und nicht ganz selten wohl mit einander com- binirt sind. Die Aufgabe, welche sich für die Heilung des ange- borenen Klumpfusses hieraus ergibt, besteht darin, den Fuss aus seiner fehlerhaften in die normale Stellung zurückzudrehen. Dies geschieht am besten durch die Kraft der Hände mit nachträglicher Fixirung des Fusses in Verbänden oder Schienenapparaten. Sind die Widerstände, welche sich dem Redressement des Fusses ent- gegensetzen, zu bedeutend, um selbst durch häufig wiederholte Ein- wirkung kräftigen Händedrucks überwunden zu werden, so ist es erforderlich diejenigen Sehnen, welche sich am stärksten anspannen und zwar besonders die Achillessehne und die Sehne des M. tibialis post. subcutan zu durchschneiden und dann das Redressement fort- zusetzen. Es ist jedoch stets bedauerlich, wenn man zur Teno- tomie gezwungen wird, da diejenigen Muskeln, deren Sehnen durch- schnitten sind, stets eine bemerkbare Schwächung der Function zu- rückbehalten, während ein durch einfaches Redressement geheilter Klumpfuss in der That vollkommen normale Verhältnisse darbieten 1) Scarpa, Memoria chirurgica sui piedi torti congeniti dei suUa maniera di corrigere questa deformita. Pavia 1803.