Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    Wirbelsäule ein fast sicheres Heilmittel ist: so erbeischen doch die meisten chronischen Riickenmarksaffectionen ein entgegengesetztes Verfahren, die Hervorrnfung einer constanten Fluxion, zum minde- sten einer vermehrten Blutzufuhr zu dem Rückenmarke. Die sicher gestellte Diagnose schwerer anatomischer Läsionen im Gehirn und Rückenmark, schliesst keineswegs die Möglichkeit eines günstigen Erfolges aus, seit durch mannigfache experimentelle Forschungen die Regenerationsfähigkeit des Centralnervensystems festgestellt ist. Auch die klinische Erfahrung spricht in demselben Sinne. In zahlreichen Fällen von Spinal- oder Cerebralerkrankungen, die in früherer Zeit und auch jetzt noch, als unheilbar betrachtet wurden und werden, sieht man Besserungen und selbst Heilungen eintreten. Wenn wir im Allgemeinen die pathologischen Processe durch- mustern, welche die Mehrzahl der Rückenmarkserkrankungen beglei- ten, so'gehören in erster Reihe Gefässerkrankungen zu den häufig- sten Vorkommnissen. Fettentartung, Sklerose kleinster Gefässe, Ver- kalkung derselben, auch Quellung und Hypertrophie oder Atrophie der Nervenfasern und der Ganglien, Vacuolenbildung, fettige Meta- morphose und körniger Zerfall der Neuroglia, Hypertrophie und Neu- bildung von Bindegewebe sind die gewöhnlichsten Befunde. Es sind also die hier zu beobachtenden Vorgänge -meist sogenannte nekro- biotische Processe, oder Consequenzen von Entzündung unter zu ge- ringer Blutzufuhr, wie wir sie auch in anderen Organen kennen. Der Gefässerkrankung, der Anämie, der geringen Vascularisation, der Gefässcompression durch interstitielle Exsudate, durch Quellung der Neuroglia, durch Bindegewebswucherung müssen wohl vorwaltend, ich wiederhole es, die nekrobiotischen Vorgänge und Bindegewebs- wucherungen, die der Entzündung im Centrainervensystem folgen, zugeschrieben werden. Schon bei Besprechung der antiphlogistischen Methode habe ich es hervorgehoben, dass das beste Mittel zur Heilung der erkrankten Gefässwand, in dem gesteigerten Contacte mit normaler Blutflüssigkeit gelegen sei. Ich habe dort gezeigt, dass die vermehrte Blutzufuhr zu dem erkrankten Organe, die Nekrobiose zu verhindern, die Heilung zu fördern vermag. In der vermehrten Blutzufuhr zu dem erkrankten Organe ist also die günstigste Bedingung zur Beseitigung der hier vorliegenden Ernährungsstörungen zu suchen. Auch von klinischer Seite werden wir darauf hingewiesen, dass mit der vermehrten Blutzufuhr geradezu einer Causalindication, bei den in Rede stehenden Erkrankungen der Cerebrospinalachse genügt