Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    570/608 (page 278)
    Friction, oder durch warme Umsehläge, Abkühlung des Stammes durch fleissig gewechselte Stamraumschläge, bei sehr tief gesunkener Function des Centrainervensystems, bei Bewusstseinsstörungen, Ueber- giessungen des Kopfes aus verschiedener Fallhöhe, mit kaltem Wasser in der leeren Wanne oder im warmen Bade, sind solche Proceduren, unter deren entsprechender Combination und Ausführung, man man- chen oft schweren Collaps verschwinden sieht. Einer der grössteu Vorzüge der antipyretischen Hydrotherapie besteht in der Möglichkeit, die febrile Consumption zu verringern. Die febrile Consumption wird durch ein antithermisches Verfahren in zweifacher Weise verringert: einmal dadurch, dass bei niedriger Temperatur, wie schon oben erwähnt wurde, der StoflFwechsel ver- langsamt wird, anderseits durch die Möglichkeit, dem Fiebernden eine kräftigere Nahrung zuzuführen, da bei der erniedrigten Tem- peratur weder die Appetenzen noch die Verdauung so sehr darnie- derliegen, wie bei höherer Körperwärme. Dass der fieberhafte Stoffwechsel bei künstlicher Temperatur- erniedriguug dem normalen ein viel ähnlicherer wird, geht daraus hervor, dass weder die Secretionen noch die Excretionen solche Ver- änderungen erleiden, wie dies bei höheren Temperaturen der Fall ist. Von der Mundhöhle angefangen, durch den ganzen Verdauungs- tract hinab und auch im uropoetischen System, sehen wir bei hoher Fiebertemperatur Veränderungen eintreten, die bei Ermässigung der- selben fehlen. Während bei hoher Temperatur die Speichelsecretion fast vollständig ausfällt, das Secret der Mundhöhle sauer reagirt, die Zunge trocken und borkig wird, sehen wir schon kurz nach Bekämpfung, einzig und allein der Temperatursteigerung, die Zunge sich reinigen, feucht werden, Speichelsecretion wieder auftreten, das Mundsecret eine alkalische ßeaction zeigen. Auch von den übrigen Secreteu ist es uns sowohl experimentell, als auch durch die klinische Beobachtung wahrscheinlich gemacht, dass sie bei sehr hoher Temperatur grosse Veränderungen zeigen, bei Erniedrigung derselben zur Norm zurückkehren. Das Ausfallen der Magensecretion bei hoher Temperatursteige- rung, das Verlorengehen der peptonisirenden Wirkung des Magensaftes für albuminöse Substanzen, ist von der Experimentalpathologie längst erwiesen. Klinische Beobachtung zeigt, dass Qualität und Quantität der Harnsecretion mit der Temperaturhöhe steigen und fallen. Ich habe es auch stets als eines der prognostisch günstigsten und am frühesten eintretenden Zeichen bei der hydriatischen Antipyrese beobachtet, dass alsbald eine reichlichere Secretion eines viel weniger consi-