Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:: 1880-1884

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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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Da weiters die Erfahrung gelehrt hat, dass ein frisch entstan- denes Fieber häufig einem antipyretischen Verfahren leichter weicht, als ein schon länger bestehendes; dass mit der Dauer des Fiebers die von demselben abhängigen Gefahren wachsen; dass der von der hohen Temperatur abhängigen Ernährungsstörung, durch eine von Anfang ab vorgenommene methodische Niederhaltung der Tempe- ratursteigerung vorgebaut werden könne; dass manche Fieberformen durch frühzeitige Kälteeinwirkungen vielleicht auch coupirt werden können; dass dies selbst bei von Infectionen abhängigen Fieberfor- men möglich sei, indem der Fiebererreger nur bei einer bestimmten gesteigerten Temperatur seine Wirkung entfalten dürfte: so lässt es sich wohl rechtfertigen, wenn ich es für die dringendste Indication erkläre, jedes Fieber so früh wie möglich zu bekämpfen. Weit weniger günstig sind die Erfolge, wenn die hydriatische Antipyrese erst im spätem Fieberverlaufe eingeleitet wird, wenn schon Veränderungen der parenchymatösen Organe, körniger Zerfall, Fettentartung u. s. w. vorliegen. Von dem Verhalten des Nervensystems, von dem Zustande des Herzens, von den Verhältnissen der Circulation, muss auch Wahl und Ausführung der Methode oft abhängig gemacht werden. Im Allgemeinen werden wir also, sobald die Erscheinungen der Wärme- und Wasserretention, bei einem Fieberkranken, durch Er- weiterung der Hautgefässe und Beschleunigung der Hautcirculation beseitigt sind, und der Körper so zu leichterer Wärmeabgabe vor- bereitet ist, zu mächtigeren wärmeentziehenden Proceduren schreiten. Den sichersten Anhaltspunkt für die Grösse und Häufigkeit der er- forderlichen Wärmeentziehung liefert das Thermometer. Sobald die Temperatur im Rectum oder in der Achselhöhle 39 überschritten hat, besteht immer die Anzeige zu einer Abkühlung. Die Indication zu einer solchen wird eine dringendere sein, wenn dieser Tempe- raturgrad zur Zeit der beginnenden Exacerbation vorliegt und wenn eine wiederholte Messung die Tendenz zu weiterem Ansteigen nach- weist. Ein continuirliches Fieber gibt bei schon verhältnissmässig niedrigerer Temperatur die Anzeige zu einem hydriatischen Eingriffe, als eine remittirende oder gar intermittirende Fieberform. Ein fieber- hafter Process von voraussichtlich längerer Dauer, erfordert schon bei verhältnissmässig niedrigerer Temperatur eine Abkühlung, während bei Erkrankungen, mit in kurzer Zeit zu erwartendem natürlichem Fieberabfalle, erst bei viel höheren Temperaturen die imperative An- zeige zur Abkühlung vorliegt.