Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    566/608 (page 274)
    Aber nicht eine einmalige und momentane Erweiterung der Hautgefässe, Beschleunigung der Hautcirculation und damit Beseitigung der Wärme- und Wasserretention genügen zu einer ent- sprechenden hydriatischen Antipyrese. Dauernd muss im Fieber die Wärmeretention beseitigt, continuirlich eine vermehrte Wäi^meabgabe imlerhalleji wety/en. Eine weitere wichtige Anzeige bei der Anti'pijrese besteht in der dauernden Niederhallung der Körpertemperatur, während des ganzen Fieberverlaufes und in der Bekämpfung jeder neuen Exacerbation. Es gilt dies nicht blos von der Behandlung des typhösen Fiebers, sondern von jeder Fieberform, die mit länger währender Tempera- tursteigerung einhergeht. Die Gefahren der Steigerung der Körper- temperatur, besonders einer anhaltenderen, sind zu bekannt, um hier nochmals erörtert zu werden. Gelingt es der Therapie, die Fieber- temperatur zu ermässigen und erniedrigt zu erhalten, so werden wir damit dem Kranken, in der übergrossen Mehrzahl der Fälle, einen entschiedenen Nutzen gebracht, oft geradezu lebensrettend gewirkt haben. Die dauernde Niederhaltung der Körpertemperatur, während des ganzen Fieberverlaufs, setzt sich zusammen aus der Bekämpfung je- der einzelnen Fieberexacerbation und aus der möglichsten Ausein- anderhaltiing der einzelnen Exacerbationen. Es lässt sich nicht im Vorhinein bestimmen, welche und wie viele Proceduren in der 24 stün- digen Periode ausreichen, um ein möglichst vollständiges Resultat in dieser Richtung zu erzielen. Nur so viel lässt sich wohl zugeben, dass die verschiedensten Badeformen diese Aufgabe erfüllen können, dass aber die Temperaturwahl, die Dauer der einzelnen Wärme ent- ziehenden Procedur und die Ausführungsweise, das Verhalten in der Zwischenzeit nach den Bädern, von grossem Einflüsse auf den Er- folg sind. Es wird um so schwieriger, alle herbezüglichen Gesetze und Regeln festzustellen, da auch das Individuum und der Krankheits- zustand selbst grosse Verschiedenheiten darbieten und von Einfluss auf die Wahl der Methode sind. Es gibt Individuen und Fieber- formen, bei denen jede einzelne Wärmeentziehung, in welcher Form immer, einen genügenden und nachhaltigen antipyretischen Effect hervorbringt, dagegen gibt es wieder Individuen und Krankheitsfälle, bei welchen selbst sehr energische Wärmeentziehungen einen sehr unbedeutenden positiven Badeeffect, der auch sehr rasch wieder ver- schwindet, zu erzielen vermögen. Es ist Erfahrungssache, dass im Anfange schwerer fieber-