Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    Unter diesen Reactiouen ist aber die Bewegung eine der wesentlicli- sten lind dürfte besonders im thierischen Leben niemals fehlen. Ein thieriseher Körper, welcher nicht mehr im Stande ist, auf bestimmte Einwirkungen der Aussenwelt durch Bewegung zu antworten, bat die Eigenthümlichkeit des Lebens verloren, er ist dem Gegensatze des Lebens verfallen: dem Tode. Uebergehen wir das grosse Reich der wirbellosen Thiere, so finden wir bei den Wirbelthieren als die beiden für das Leben nothwendigsten Bewegungen die Bewegung des Herzens und als Folge derselben die Circulation des Blutes und die erweiternde und verengende Bewegung des Brustkorbes, als deren Folge sich der Gasaustausch des Blutes: die Respiration darstellt. Eei niederen Wirbelthieren können beide Bewegungen für längere Zeit aufhören, ohne dass deshalb das Leben mit Nothwendigkeit erlischt. Fische und Amphibien können mehrere Tage und vielleicht sogar Wochen und Monate im Eise eingefroren sein, so dass ihre Körpergewebe und das Blut selbst zu Eis erstarrt sind, mit der noth- wendigen Folge des Aufhörens jeder Bewegung, und nach langsamem Aufthauen können sich Respiration und Circulation, sowie dann auch später die willkürlichen Bewegungen wieder einstellen und die Thiere damit wieder zum Leben zurückkehren. Auch Reptilien können län- gere Zeit in einem bewegungslosen Zustande verharren, ohne dass sie deshalb als gestorben zu betrachten wären. Wenn die Sonne der Tropen in sumpfigen Gegenden die Erde ausdörrt, so graben sich die Alligatoren tief in den Boden ein und verharren dort in einem unbeweglichen Zustande der Wärmestarre, in welchem jedoch mög- licherweise eine sehr verringerte Respiration und Circulation noch bestehen mag, bis sie die wieder eintretende Feuchtigkeit der Regen- zeit von Neuem in Bewegung versetzt. Bei den Warmblütern kennt man in dieser Beziehung nur den Winterschlaf einiger niederer Säuge- thiere, bei dem die willkürliche Bewegung vollkommen erlischt, die Respiration und Circulation jedoch noch in einem sehr verlang- samten Grade fortbestehen und diejenige Form des Lebens unter- halten, welche man von Alters her als Vita minima bezeichnet hat. Bei den meisten Säugethieren und speciell dem Menschen kommt aber ein ähnlicher Zustand nicht mehr vor. Hier führt die gänz- liche Aufhebung der willkürlichen Bewegung und der damit ver- bundene Abfall der Temperatur nach längerer Zeit mit Nothwendig- keit zum Tode und die Unterbrechung der beiden für die Erhaltung des Lebens nothwendigsten Bewegungen, der Respiration und Circu- lation, führt schon nach wenigen Minuten das Ende des Lebens herbei. Die Bewegungen, welche die Respiration und Circulation herbei-