Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    541/608 (page 249)
    auf das promptere oder weniger prompte Eintreten der Reaction. Ruhiges Verhalten verzögern, Arbeit und Muskelbewegung beschleu- nigen und steigern die reactiveu Vorgänge. 8. Auch der innerliche Genuss von Reizmitteln, besonders von Alcoholicis nach Wärmeentziehungen, befördern die reactiven Vor- gänge. 9. Im Allgemeinen steht die Reaction, ebenso wie die Wärme- production, in geradem Verhältnisse zu dem thermischen Nerven- reize. Je mächtiger dieser, desto mächtiger jene. 10. Excessive Abkühlungen können zu einer verspäteten und excessiven oder zu unvollkommener Reaction führen. Während sich die erstere selbst durch fieberähnliche und wirkliche Fieber zustände kundgeben kann, zeigt die unvollkommene Reaction mehr den Cha- rakter der Algidität und des Collapses. Es ist selbstverständlich, dass man bei Behandlung complexerer Ernährungsstörungen, wie wir nun bald entwickeln wollen, sich die bezeichneten Reactionsgesetze stets vor Augen halten muss. Als eine conditio sine qua non jeder methodischen Wasserkur muss es an- gesehen werden, dass der einzelnen Procedur stets eine vollständige Reaction folge. Es kann in dem Heilplane gelegen sein, dass die Reaction nur langsam eintrete und keine excessive werde. Es gilt dies vor Allem bei der Behandlung fieberhafter Krankheiten. Es kann darauf ankommen die Reaction rasch und ausgiebig zu pro- vociren, — bei den meisten chronischen Ernährungsstörungen, bei allen Stoffwechselretardationen wird dies unser Streben sein. Nie- mals werden wir jedoch eine unvollkommene Reaction für erwünscht halten, da eine solche immer mit Krankheitserscheinungen, wie ner- vöser Verstimmung, Abgeschlagenheit, Blässe, kleinem Pulse, be- ständigem Frösteln, ungleichmässiger Wärmevertheilung, Störung mannigfacher Functionen einhergeht und selbst ernste Ernährungs- stöiTingen im Gefolge haben kann. Die Beachtung obiger Gesetze lässt uns diese Gefahr leicht ver- meiden. Wir müssen das Verhalten vor und nach der Abkühlung, die Grösse der letzteren selbst, genau erwägen. Eine excessive Reaction, die sich oft durch typisch wiederkehrende Fieberbewe- gungen und mit einer reti'ograden Stoffmetamorphose äussert, ist ausser bei excessiver und rücksichtsloser Wärmeentziehung, die Folge accumulirter Nachwirkung längerer und eingreifender Wasserkuren. Nach jedem kalten Bade bei normaler Körpertemperatur kann man, wenigstens für eine kurze Zeit, eine Periode geringfügiger Steige- rung der Körpertemperatur beobachten. Es ist dies eine der Tem-