Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    dann reibt der Masseur seine Finger mit einer Substanz ein, welche ein leichtes Hingleiten über die Oberfläche der Haut gestattet. Als solche Substanzen sind zu nennen: Olivenöl, thierisches Fett, besonders in der Form des allgemein bekannten Coldcream, Va- seline, schwarze Seife, oder ein besonderes Liniment, welches öfters in Frankreich zur Anwendung gelangt, bestehend aus: Kampfer . . . .10 Laudanum. . . .10 Oel 60. Ist der betreffende Theil stark behaart, so muss er zuerst rasirt werden, da sonst selbst bei milder Massage heftige Schmerzen und selbst Entzündungen entstehen. Man beginnt zuerst mit der Effleurage, d. h. mit centripetalen Strichen, welche die beiden Hände mit der vollen Handfläche ab- wechselnd über den kranken Körpertheil ausführen. Die anfangs leichten Streichungen steigern sich allmählich bis zu ziemlich be- trächtlicher Kraft und nehmen dann wieder ab. Ist der zu massi- rende Theil so klein, dass er nicht den Angriff der ganzen Hand gestattet, so werden nur die Fingerspitzen in Anwendung gezogen. Durch diese Striche werden pathologische Flüssigkeitsansammlungen, wie Blutextravasate oder Exsudate auf einen grösseren Raum ver- breitet, welcher ihrer schnelleren Aufsaugung günstig ist, oder sie werden selbst direct in die abführenden Lymphgefässe hineingepresst und dadurch von der kranken Stelle fortgeschafft. Streichungen nach der Peripherie können nur ausnahmsweise zur Anwendung kom- men, da sie dem Lymphstrom entgegen wirken, haben jedoch bei beträchtlichen Flüssigkeitsansammlungen bisweilen in der Beziehung einen Nutzen, dass sie auch nach der Peripherie hin eine grössere ßesorptionsfläche schaffen. Man darf jedoch nicht jede entzünd- liche Anschwellung der Effleurage unterwerfen, da ein mit infectiösen Eigenschaften ausgestattetes Exsudat durch seine Verbreitung leicht auch die Entzündung und Eiterung entlegenen Theilen zuführen kann. Gänzlich ausgeschlossen ist die Massage in allen Fällen von Venen- entzündungen, da durch dieselbe abgerissene Thrombusstücke oder erweichte Detritusmassen in den Blutkreislauf übergeführt werden können, wo sie die schwersten Störungen hervorrufen müssen. Weiche Gewebswucherungen, wie besonders die bekannten fungösen Granu- lationen, können durch die Effleurage zerdrückt und dadurch der Resorption zugänglicher gemacht werden. Nachdem die Reibungen eine Zeit lang fortgesetzt sind, röthet sich die Haut, der Patient empfindet ein lebhaftes Wärmegefühl und auch das Anfühlen der