Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    jng-eudliclieu Körpers lierbeiziifüliren. Diesen Zweck erreichte Spiess hauptsächlicli durcli zwei Neuerungen. Erstens flllirte er die Frei- übungen ein, bei welchen eine grössere Anzahl von Schülern auf Comraando des Lehrers bestimmte Bewegungen vornimmt, deren Ausführung meistens keinen erheblichen Grad von Kraft erfordert, bei denen Gleichmässigkeit aller liebenden, Präcision und schöne Körperhaltuug die Haupterfordernisse sind, und zweitens verlegte er die Uebungen von den offenen Turnplätzen in geschlossene Turn- hallen. So bedenklich bei dieser letzteren Aenderung auch der Ver- lust der frischen Luft war, so gewannen doch andererseits die Uebun- gen durch die Eegelmässigkeit des Unterrichts, welcher jetzt nicht mehr von der Ungunst der Witterung gestört werden konnte, dann aber auch war es auf diese Weise möglich in weit höherem Grade für die erforderliche Genauigkeit und Präcision der vorzunehmenden Uebungen zu sorgen, da sich in der geschlossenen Halle die Dis- ciplin und Beaufsichtigung viel leichter durchführen lässt als in der freien Natur. Mit diesen beiden Modificationen hat sich das deutsche Turnen nicht nur erhalten, sondern immer weiter verbreitet. Von den Ge- lehrtenschulen hat es sich auf die Volksschulen, von den Knaben- schulen in den letzten 10 Jahren auch auf die Mädchenschulen ausge- dehnt. Nicht nur in allen Schulen Deutschlands ist der Unterricht im Turnen ein integrirender Lehrgegenstand geworden, sondern durch freiwilliges Zusammentreten gebildete Männerturnvereine setzen die Uebungen bis weit in das reife Mannesalter hinein fort. Ja weit über die Grenzen Deutschlands hat das Turnen seine Verbreitung geftmden. In allen Ländern, in allen Welttheilen, wo Deutsche in einer grösseren Zahl zusammen sind, begründen sie neben einem Ge- sangverein sicherlich auch einen Turnverein und die Turnhalle ist der gemeinsame Versammlungsort sowohl zur kräftigen körperlichen Uebung als zu frohen Festen nationalen Gepräges. Bei keinem der anderen neueren Völker hat die Gymnastik eine solche Ausbildung und eine solche Bedeutung erlangt als bei den Deutschen, und mit Recht kann man daher sagen, dass nächst den Griechen die Deut- schen dasjenige Volk sind, welches es am besten verstanden hat, sich eine nationale Gymnastik zu schaffen. In Frankreich waren unter dem Einfluss der deutschen turne- rischen Bewegung seit 1817 einige Versuche gemacht, die pädogo- gische Gymnastik einzuführen. — Dieselben führten jedoch zu kei- nem erheblichen Resultate und erst als im Jahre 1820 der Colonel Allgemeine Thenvpie. II. Theil. 2. 3