Volume 2

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    Einfluss niedriger Temperaturen. derselben. Bei gesunden Menschen und manchen Abweichungen von der Gesundheit ohne Organerkrankung, wie Venosität, Torpi- der Unterleibsorgane, Trägheit des Stoffwechsels und Hypochondrie beobachtet man Vermehrung des Stoffwechsels, der Respiration, Cir- culation, Nahrungsaufnahme und Blutbildung sowie grössere Energie in den Functionen des Nerven- und Muskelsystems. Bei Schwäch- lichen im Gegentheil werden durch Kälte einzelne dieser Functio- nen oder alle mehr oder weniger gestört; so gibt es zarte Perso- nen, bei denen in kalten Klimaten und selbst in kalten Wintern wärmerer Klimate der Appetit und die Darmbewegungen gänzlich gehemmt sind; Andere, bei denen die Nägel entarten; Andere, bei denen ein gewisser Grad von Icterus entsteht; wieder Andere, bei denen sich innerhalb 6 bis 8 Wochen eine Form von Chlorose bildet, begleitet von Menostasis; Andere, bei welchen Katarrhe der Schleim- häute nie aufhören, und bei welchen nicht selten der Schleim blutig- gefärbt wird; in zwei uns bekannten Fällen entwickelt sich in kal- ten und selbst in gemässigten Klimaten während der kälteren Jahres- zeiten eine Neigung zu Hämatinurie, welche nur durch Umsiedelung in wärmere Klimate zu beseitigen ist und hierdurch stets beseitigt wird. Sehr wichtig ist es bei Empfehlung von klimatischen Kur- orten zu beachten, dass verschiedene Altersklassen durch niedrige Temperaturgrade verschieden beeinflusst werden, dass bei nicht ganz kleinen Kindern und Erwachsenen unter 60 die Sterblichkeit kaum vermehrt wird, bei älteren Leuten, dagegen in hohem Grade. So zeigt der Bericht des Registrar General von England über die Sterb- lichkeit in England in dem letzten Quartal des Jahres 1878 mit den beiden kalten Monaten November und December, dass bei Leuten über 60 die Sterblichkeit um 24 pCt. höher war als in dem entspre- chenden milden letzten Quartal von 1877, während die Zunahme bei den niedrigeren Altersklassen nur 8 pCt. betrug; eine Erfahrung, welche sich fortwährend wiederholt, und für welche auch die sehr werthvollen Veröffentlichungen des kaiserlich deutschen Gesundheits- amts viele Belege liefern werden und schon jetzt liefern. Wie übrigens bei der Betrachtung der Einwirkung hoher Wärme- grade die Wirkung der Wärme allein schwer von der begleitender Momente zu trennen ist, so ist dies auch bei der Betrachtung der Einwirkung niederer Temperaturgrade der Fall. Bei klarem Himmel und ruhiger trockener Luft werden sehr niedrige Temperaturen bis zu —10° und —15° C. leichter ertragen, als mässige Temperatur- erniedrigung, nicht einmal bis zum Gefrierpunkt, wenn die Luft zu- gleich sehr feucht und der Wind hoch ist, indem durch beide Ein-