Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    326/608 (page 34)
    sich die vorgeschriebene Bewegung nur in der trockenen Badewanne gestattete. Er stand „am Rande der Abzehrung (Suetonius v. Aug. C. 81) als der freigelassene Antonius Musa seine Behandlung Uber- nahm. Wieso er den verwöhnten Kaiser vermochte aus seinem mit Pelzwerk tapezirten Zimmer herauszutreten und sich einer energischen Kaltwasserbehandlung zu unterziehen, wird nicht erwähnt. Genug unter den wiederholten kalten Begiessungen, unter dem reichlichen Genüsse kalten Trinkwassers, erlangte der sieche Cäsar bald seine volle Gesundheit. Dankbar widmete Augustus seinem Retter eine Statue und verlieh dem ärztlichen Stande reichliche Privilegien. Den- noch fehlte es nicht an Opposition gegen die neue Methode und als ein Neffe des Augustus in den Thermen von Bajae starb, versuchte es die Verleumdung Musa und seiner Kaltwasserbehandlung die Schuld an diesem Todesfalle zuzuschieben. Vergebens, — eine an dem Dichter Horaz unternommene Kur bewies, dass das Vertrauen in die Kalt- wasserbehandlung unerschüttert geblieben und der glückliche Erfolg jener trug zur Erhöhung desselben nicht wenig bei. — Die Anwen- dung des kalten Wassers war um diese Zeit eine ausgedehnte und von den Aerzten verschiedener Schulen nach bestimmten Indicatio- nen verordnet. Der physiatrischen Schule, welche auf die Ueberlieferungen Hip- pokrates' gegründet, dem Heilbestreben der Natur den höchsten Werth beimass, trat der Methodismus entgegen, der in dem Organis- mus nur eine ohnmächtige passive Masse sieht, welche gegen die Krankheit aus Eigenem nicht das Geringste vermag, sondern auf das Gewaltsamste bearbeitet werden muss um geheilt werden zu können. Doch, wenn auch der Gründer des Methodismus, Asklepiades die Heilmethode des Hippokrates verächtlich eine medicatio mortis (d-avarov j-ieXerrj) nennt; wenn er auch aus der humoral-pathologischen Anschauung desselben direct in eine solidar-pathologische übergeht, wenn sein Schüler T h e m i s o n alle krankhaften Zustände in drei Ka- tegorien einreiht: Strictum, Laxum und Mixtum, so kann die neue Schule doch die Früchte der Beobachtungen des Altmeisters nicht entbehren und die Anwendung des Wassers als zusammenziehendes und erschlaffendes Mittel spielt in ihrer Therapie eine verhältniss- mässig grosse Rolle. Während die Methodiker, namentlich die Schüler des A s k 1 e p i a - de s die Wirkung des kalten Wassers aus der Zusammenziehung und Er- schlaffung durch die sie Alles erklärten, herleiteten, preist es Celsus, der grösste unter den Eklektikern als diätetisches und therapeutisches Mittel und empfiehlt es gegen eine grosse Reihe von acuten und