Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    tive Wirkung- von Kälte-Applicationen war ihm nicht fremd und er wusste aus derselben Nutzen zu ziehen. „Wenn einen jungen kräf- tigen Mann, ohne vorausgegangene Verwundung, im Sommer der Te- tanus befällt, genügt oft eine reichliche kalte Begiessung, um den, in solchem Falle heilsamen Schmerz wieder hervorzurufen (Tr. de usu liquorum II). Es waren ihm also die Beobachtungen, welche zur Lehre von der Revulsion führten, so wenig fremd, als die, über die wärme- entziehende Wirkung fortgesetzter Kaltwasser-Applicationen, und er wusste nach beiden Richtungen Gebrauch davon zu machen, und dies zu einer Zeit, wo die transcendentalen Speculationen der Pythago- räischen Schule die Geister beherrschten. In der Einführung na- turgemässer therapeutischer Grundsätze erblicken wir auch die ersten bedeutsamen Anfänge der Hydrotherapie in der wissenschaftlichen Medicin. Von nun an behauptet das Wasser eine Stelle in der Therapie und da seine beruhigenden und entzündungswidrigen Eigenschaften die am deutlichsten ins Auge fallenden sind, so sehen wir es beson- ders für die Behandlung der acuten Krankheiten von den verschie- densten neben- und nacheinander auftretenden ärztlichen Schulen an- gewendet. Die Methode des kalten Bades, wie sie Hippokrates geschildert, die Abreibung und Begiessung wurde von seinen Schülern und Nach- folgern weiter geübt. Von seinen zahlreichen diätetischen Vorschriften erhielt sich am längsten die des Trinkens von kaltem Wasser bei Fieber. Schon 340 v. Chr. aber sehen wir den Einfluss der ägyptischen Schule die Oberhand gewinnen und die Schüler des Chrysippus von Kni- dos verdammten das Trinken als schädlich. — Diesem Vorurtheile trat ein Mann entgegen, den wir das Recht haben, den grössten Ent- deckern auf dem Gebiete der Anatomie und Physiologie beizuzählen, obzwar von seinen Schriften unmittelbar nichts auf uns gekommen ist, Erasistratus von Keos. Doch ist die Medicin bald wieder ganz von dem Geiste der sich bekämpfenden philosophischen Systeme be- herrscht, Dogmatiker und Empiriker bekämpfen sich, der Arzneischatz mehrt sich, die Lehren einer rationellen Diätetik werden vergessen. In dieser Zeit des Verfalles sehen wir Rom, in welchem bis dahin die Pflege der Heilkunde auf einer sehr niedrigen Stufe ge- standen war, von Griechenland aus ärztlich colonisirt werden. Bei dem Vorurtheile, welches in der alternden Republik gegen Aerzte herrschte, als welche man bis dahin nur Sklaven kannte, welche mit der Ausübung einer primitivsten Heilkunde die niedrigsten und entehrendsten Beschäftigungen verbanden, müssen wir in Asklepia-