Volume 7

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:: 1880-1884

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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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weisbare Veranlassung oder active Steigerung der Stauungen durch Bewegungen u. s. w. auf, wobei nicht selten nach 12—24 Stunden grössere Mengen von wenig gefärbtem bis wasserhelleni, schwach saurem, oft etwas eiweisshaltigem Urin entleert werden. Die Urin- secretion schwankt innerhalb sehr beträchtlicher Grenzen, und nach solchen I—IV2 Liter betragenden Ausscheidungen vermindert sich am nächsten oder übernächsten Tage die Menge des in 24 Stunden gelassenen, dunkel gefärbten, stark sauren Urins auf 800—600 Ccm. und weniger, ohne dass die Flüssigkeitszufuhr eine diesen Schwan- kungen entsprechende Veränderung erlitten hätte. Der Druck in den Venenstämmen des grossen Kreislaufes, besonders der grossen Blut- säulen der unteren Extremitäten, wirkt verändernd zunächst auf den dem Gewichte dieser Blutmassen unmittelbar ausgesetzten, entfernter liegenden capillären Blutlauf und die leicht vulnerablen Wände der kleineren Gefässe. Entlang der vorderen Fläche der Tibia und nach beiden Seiten des Unterschenkels hin in der Nähe der Malleolen und später auch am Fussrücken entstehen häufig kleine, stecknadelkopf- grosse, rostfarbige Flecken in der Haut, erst disseminirt, dann confluiren sie zu grösseren 1—2 Cm. im Durchmesser haltenden Flächen, bis sie zuletzt grössere Strecken, die Haut entlang der ganzen Tibia rostbraun färben und mit den seitlich entstandenen noch weiterhin zusammenfliessen. Sie entstehen in derselben Weise wie die Pigmentirungen der Lunge durch Stauung im Capillarnetz, durch capilläre Hämorrhagien, Stase und Diabetese rother Blut- körperchen, deren Farbestoff auch hier zur Pigmentablagerung Ver- anlassung gibt. Ich habe diese rostfarbenen Flecken bei Herz- kranken, Klappenfehlern des linken Herzens, bei Fettherz und Compressionszuständen der Lunge wiederholt gesehen. Sie waren selbstverständlich jeder localen Behandlung unzugänglich. Haben sich diese Symptome einmal bemerklich gemacht, so wird es nicht lange dauern, bis es zu reichlichem Austritt seröser Flüssigkeit aus den Gefässen und ödematöser Anschwellung an den dazu besonders disponirten Stellen kommt. Aber auch ohne Vorläufer kann sich jetzt und zwar zuerst im Unterhautzellgewebe über dem unteren Dritttheile der Tibia bis zum Knöchel hinab und dann an diesem ein anfangs meist langsam entstehendes Oedem nachweisen lassen. Auch an den Augenlidern und im Gesicht, das mehr oder weniger aufgedunsen erscheint, macht es sich bald unverkennbar bemerklich, und die blasse, serös infiltrirte, stellenweise cyanotisch gefärbte Haut mit den lividen Schleimhäuten vervollständigt das Bild der hochgradigen Kreislaufsstörung.