Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    als eine aus passiven Bewegungen bestehende gymnastische Behand- lung anerkennen. Chronische Stuhlverstopfung in Folge von Torpidität des Darmkanals bildet gleichfalls eine häufige Indication für die gym- nastische Behandlung, Auch in diesen Fällen empfiehlt sich in erster Linie die active Muskelthätigkeit des Patienten selbst durch Gehen, Eeiten, Rudern und ähnliche Bewegungen. Befindet sich der Patient dagegen bereits im höheren Alter und leidet er ausserdem auch noch an anderen Beschwerden, so kann man ihm ausser dem Fahren in einem mit nicht zu elastischen Federn ausgestatteten Wagen und allenfalls dem Spazierengehen oder leichter Zimmergymnastik keine activen Bewegungen anrathen, imd in diesen Fällen tritt die Massage des Unterleib es als ein zweckmässiges Verfahren auf. Jeder Mas- seur wird sich im Laufe seiner Thätigkeit eine Methode herausbilden, nach welcher er die Reibung und Knetung des Unterleibes ausführt. Ein, wie es scheint, sehr geschickter und geübter französischer Mas- seur, Mr. Laisne (72), gibt folgende Beschreibung von derselben: der Kranke befindet sich im Bett mit ziemlich hoch gelagertem Oberkörper, die Beine etwas- gespreizt. Der. Masseur legt alsdann die Hände zu bei- den Seiten des Unterleibs und empfiehlt dem Kranken, völlige Muskel- erschlaifung eintreten zu lassen, damit die äussere Erschütterung sich ungeschwächt auf die Baucheingeweide fortsetzt. Man führt alsdann eine doppelte, ziemlich kräftige, aber nicht gewaltsame Reibung mit beiden Händen aus, indem man sie im entgegengesetzten Sinne wirken lässt, d. h. so, dass die eine Hand aufsteigt, wenn die andere sich abwärts be- wegt, wobei die Eminentiae thenar und hypothenar den hauptsächlichsten Druck ausüben, ohne nach oben hin die Lage des Colon transversum, nach unten hin die des Heum zu überschreiten. Diese erste Operation darf 30—40 Secunden dauern, darauf legt man die rechte Hand auf das Je- junum und folgt mit derselben so gut man kann, dem Verlauf der Ge- därme, mässig drückend in Wellenbewegungen. Gelangt man an das Coecum, dann folgt man mit der vollen Handfläche dem Colon ascendens, transversum und schliesslich descendens und wiederholt diese Manipu- lation zwei bis drei Mal. Wird damit kein Erfolg erzielt, so pausirt man bis zum nächsten Tage und wiederholt dann dasselbe. Mr. Laisne versichert, oft frische Constipationen schon in der ersten Sitzung durch dieses Verfahren beseitigt zu haben und fühlt sich berechtigt, dasselbe zwar nicht als unfehlbar, aber doch als ein sehr erfolgreiches Mittel an- zupreisen. Auch beim katarrhalischen Ikterus kann die Bewegung und Massage als Heilmittel empfohlen werden. In der ersten Linie steht auch hier die active Bewegung des Patienten selbst. So schwer es ihm auch zu Zeit der bestehenden Gallenstockung durch die Schlafi- heit und Mattigkeit, welche den ganzen Körper befallen hat, wird,