Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    261/608 (page 249)
    Alles von der spontanen Rückbildung der Hindernisse zu erwarten. Je wichtiger die Herstellung der vollen Beweglichkeit in dem be- treffenden Gelenke ist, um so sorgfältiger und energischer muss man auf dieselbe hinwirken. Eine besondere Berücksichtigung erfordern die Adhäsionen, welche an den weiblichen Becken Organen zurückbleiben nach Ablauf einer Peri- oder Para-Metritis, da dieselben durch Verziehungen und Lageveränderungen des Uterus nicht nur oft Steri- lität herbeiführen, sondern auch durch hysterische Beschwerden den allgemeinen Gesundheitszustand aufs Schwerste untergraben können. Die Beseitigung dieser Adhäsionen und die Freimachung des Uterus aus der Umklammerung derselben ist freilich eine sehr schwierige Aufgabe, weil jedem energischen Eingriff so leicht ein Eecidiv der Entzündung folgt. Auch hier beginnt man mit warmen Bädern, Um- schlägen und intravaginalen Douchen. Eine directe Massirung des Uterus, wie sie Thure Brandt (76) in Schweden nach seinen Angaben ziemlich häufig ausgeführt hat, scheint mir aus dem soeben angegebenen Grunde in hohem Grade bedenklich. Brandt verfährt dabei so energisch, dass er zwei Männer zur Ausführung dieser Massirungen anstellt. Der Eine erhebt durch die in die Scheide eingeführten Finger den Uterus gegen die Baucb- wand, der Andere greift von oben her mit Bildung einer Falte der Bauchwand auf den Uterus ein, so dass er ihn zwischen dem Daumen und den beiden folgenden Fingern hält, und nun beginnen durch die wechselseitige Thätigkeit dieser beiden Männer die Reibungen, Zie- hungen, Drückungen etc., welche die Lösung der Adhäsionen be- zwecken. Ich glaube wohl, dass es auf diese Weise zuweilen ge- lingen mag, die Beweglichkeit des Uterus herzustellen, doch ist die- selbe sehr eingreifend und deshalb gefährlich. Mindestens sollte es genügen, dass ein Mann zur Massage ausreicht, indem er mit den Fingern der einen Hand den Uterus von der Scheide aus in die Höhe hebt und mit der andern Hand über der Symphyse die Reibungen ausführt. Noch schonender aber ist es, den directen Eingriff auf den Uterus ganz zu umgehen und durch systematische Bewegungen hauptsächlich der unteren Extremitäten und des Lendentheils der Wirbelsäule lösend auf die Adhäsionen im kleinen Becken einzuwirken. Die Beschleu- nigung des Blut- und Lymphstromes, welche diese Bewegungen un- zweifelhaft herbeiführen, sowie die Verschiebungen der Bauch- und Beckenorgane, welche durch dieselbe veranlasst werden, sollten wohl lösend zu wirken im Stande sein, und wenn sie zu dieser Wirkung