Volume 7

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    Bronchialschleimhaut hat bereits unter dem Einflüsse chronischer Hyperämien Veränderungen erfahren, ihre venösen Gefässe sind mit Blut überfüllt, das Gewebe durch die aufgestaute Flüssigkeitsmenge serös infiltrirt, geschwellt, aufgelockert, und durch äussere Reize leicht in einen entzündlichen Zustand tiberführbar. Selbst bei Kranken, welche früher nie an Husten und Bronchialkatarrh gelitten, macht sich eine auffallende Neigung zu katarrhalischer Entzündung der Respirationsschleimhaut bemerkbar. Nach den geringsten Erkäl- tungen, beim Eintritt des Winters, unter der Einwirkung reizender Dämpfe, Tabakrauch, staubiger Atmosphäre, entsteht Husten und Heiserkeit; ein Katarrh der Nasenschleimhaut oder des Larynx schreitet rasch unter mehr oder weniger Fiebererregung bis zu den tieferen Bronchien fort. Dabei stellt sich sofort eine profuse Secre- tion seröser schleimiger Massen ein, die weit über die Lungen ver- breitete Rasselgeräusche hervorrufen und unter heftigen Hustenan- fällen und unter grosser Anstrengung expectorirt werden. Die vorher schon vorhandenen Athmungsbeschwerden steigern sich jetzt zur quälendsten Dyspnoe. Der Athmungsprocess, bereits früher hoch- gradig beeinträchtigt, hat durch die seröse Infiltration und Schwellung der Bronchialschleimhaut und die massenhafte Secretion in die Bron- chien noch eine weitere Reduction erlitten. Der Gasaustausch wird immer unvollkommener, die leichte Cyanose, die früher die gestörte Circulation erkennen Hess, hat sich zu livider Färbung der Schleim- häute und entsprechend auch der äusseren Haut gesteigert. Die Bronchitis selbst nimmt vorerst noch immer einen guten Verlauf und kommt unter Zurücklassung des früheren Status zur Heilung, bis durch einen neuen Reiz wieder eine neue Entzündung der Bronchien hervorgerufen wird. In anderen, selteneren Fällen dagegen gewinnt sie allmählich an Ausbreitung, immer neue Bronchien werden ergriffen, das Athmen wird immer insufficienter, die Stickanfälle häufen sich, machen einer perennirenden Dyspnoe Platz und secundäres Lungen- ödem führt rasch ein letales Ende herbei. In relativ kurzer Zeit nehmen jetzt die Schwierigkeiten in der Fortbewegung der Blutmassen immer grössere Dimen- sionen an und die früheren Compensationen sind vollkommen unzu- reichend geworden. Immer beängstigender werden die Stauungs- erscheinungen; schon nach kurzer Bewegung in der Ebene tritt Athemlosigkeit ein, 20—30 Schritte genügen, den Kranken voll- ständig zu erschöpfen; die Respiration wird frequent, oberflächlich, unregelmässig und unterdrückt; Herzklopfen stellt sich ein und steigert sich, wenn der Kranke noch weiter zu gehen versucht, zu