Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:: 1880-1884

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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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dererseits durch das starke Zusammenpressen der Gelenkflächen Schmerzen verursacht. Diese schmerzhaften Muskelspannungen lassen nun unter dem Einfluss sanfter Reibungen nach, ähnlich wie bei der Lumbago. Am häufigsten der Distorsion ausgesetzt ist in Folge seiner Lage und Function das Fussgelenk. Die Massage dieses Ge- lenks beginnt nun mit leichten centripetalen Streichungen, zuerst mit den Fingerspitzen, dann mit der Innenfläche beider Hände von den Zehen anfangend und soweit am Unterschenkel aufsteigend, als die schmerzhafte Spannung reicht. Allmählich, wenn die Schmerzhaf- tigkeit bereits verringert ist, werden die Streichungen fester und kräftiger. Lässt die Spannung so weit nach, dass das Gelenk an- fängt beweglich zu werden, so führt man einige leichte Flexions- und Extensionsbewegungen aus und wickelt schliesslich den Fuss bis zum Unterschenkel hinauf mit einer Flanellbinde ein. Nach der zweiten bis dritten Sitzung pflegen die Bewegungen im Fussgelenk bereits ziemlich frei und schmerzlos zu sein, und alsdann kann man auch dem Patienten gestatten, einige Schritte zu gehen. Entsteht dabei kein Schmerz, so lässt man langsam den Gebrauch des Fusses steigern, indem man sorgfältig darauf achtet, ob keine neue ent- zündliche Schwellung sich ausbildet, bis schliesslich der normale Gebrauch des Gelenks eintritt. In ähnlicher Weise verfährt man an allen anderen Gelenken des Körpers. Gegen die dritte Reihe der Erscheinungen, welche bei schweren Distorsionen nur selten fehlen, die Zerr eis sungen der Liga- mente und event. selbst Absprengungen kleiner Knochen- theile ist die Massage selbstverständlich ohnmächtig. Sie kann allenfalls das Blutextravasat auf eine grössere Fläche vertheilen und dadurch seine Resorption beschleunigen, aber sie vermag nicht, die Heilung der zerrissenen Fasern herbeizuführen. Hierzu gehört Zeit und Ruhe in einem guten Lagerungsapparate oder Verbände, deren man in keiner Weise entbehren kann. Es wäre durchaus verfehlt, sich darauf zu versetzen, jede Distorsion durch Massage und Be- wegungen in kurzer Zeit zu heilen. Liegen diese schweren Com- plicationen vor, so verzögert man dadurch die Heilung anstatt sie zu beschleunigen, ja man leitet die Distorsion durch die Bewegungen eventuell selbst direct über in den Zustand der chronischen Gelenk- entzündung, und das_ist das Schlimmste und Gefährlichste, was in Folge einer Distorsion zu befürchten steht. Bei verständiger An- wendung dagegen ist die Bewegungskur allerdings im Staude, eine schnellere Wiederherstellung der Gebrauchsfähigkeit herbeizuführen, als die von Anfang an consequent eingehaltene Ruhigstellung.