Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    254/608 (page 242)
    centripetale Reibungen, Drlickungen, Knetungen, sowie Bewegungen in den Gelenken den Lymphstrom beschleunigen und dadurch die in den Geweben angesammelten Flüssigkeiten schneller fortleiten. Diese Erfahrung findet auch beim Menschen durchaus ihre Bestäti- gung. Extravasate und Exsudate verschwinden schneller, wenn man sie dieser mechanischen Behandlung unterwirft, als wenn man sie sich selbst tiberlässt. Die vergrösserte Resorptionsfläche durch die Verreibung der angesammelten flüssigen Bestandtheile auf einen grös- seren Raum, die Fortleitung derselben zum Centrum durch die centri- petalen Streichungen, die Saugpumpenwirkung, welche die Muskel- bewegung erzeugt, der verstärkte Blutzufluss, welcher nach jeder Massirung eintritt, und welcher sich durch Hautröthe und Erhöhung der localen Temperatur zu erkennen gibt, sind die hauptsächlichsten Factoren, welche hierbei in Betracht kommen. Man darf jedoch nicht jedes entzündliche Exsudat der Massage unterwerfen. Hat dasselbe noch infectiöse Eigenschaften, so kann die Entzündung durch seine Verbreitung auf andere Theile über- tragen werden und durch die Ueberleitung desselben in die Blut- masse des Körpers selbst heftiges Fieber mit Schüttelfrösten hervor- gerufen werden. Am gefährlichsten aber sind diejenigen Entzün- dungen, die man früher als Phlebitis bezeichnete, jetzt aber meist mit dem Namen der Thrombose belegt. In diesen Fällen ist die Verbreitung um so mehr zu fürchten, als sich hier Eitermassen oder abgerissene Blutpfröpfe direct in die grossen Venen fortleiten und dadurch zu den allergefährlichsten Erscheinungen führen können. Es empfiehlt sich daher nicht zu früh zur Massage zu greifen, sondern zuerst abzuwarten, ob sich nicht im Laufe der Zeit die Spon- tanresorption vollzieht, eventuell mit Unterstützung durch andere äussere Mittel, wie Bäder, Einwickelungen, Hochlagerung des be- treffenden Theils, Umschläge mit kaltem Wasser, Salzlösungen, spiri- tuösen Flüssigkeiten, Jodmittel etc., und erst dann zur Massage zu greifen, wenn diese Mittel versagen und so lange Zeit verflossen ist, dass man hoffen kann, die exsudirten Flüssigkeiten haben ihre in- fectiösen Eigenschaften verloren. Ein Eingehen auf die einzelnen Körpergegenden ist für diese Fälle nicht erforderlich, da die Ver- hältnisse überall im Wesentlichen gleich sind. Ganz vorherrschend sind es die Extremitäten, an denen die Massage zur Beschleunigung der Resorption entzündlicher Exsudate zur Anwendung kommt. Eine besondere Besprechung erfordert im Anschluss hieran der acute rheumatische Muskelschmerz. Derselbe tritt haupt- sächlich ein, wenn bei erhitztem und schwitzendem Körper ein kalter