Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:: 1880-1884

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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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geschlossen zu betrachten. Nur wenn der Gallus noch sehr frisch und weich ist, könnte man daran denken, durch die Extension stel- lungsverbessernd zu wirken. Jeder Versuch, durch forcirte Extension oder Pression die Callusmasse zu brechen und dann in einem Con- tentivapparat in besserer Stellung- zur Heilung kommen zu lassen, wie das ja an den meisten Knochen geschieht, ist an der Wirbel- säule durchaus unzulässig, da die Gefahr zu gross ist, das Rücken- mark und die Nervenwurzeln zu quetschen oder zu zerreissen. Ein glücklicher Zufall kann es fügen, dass diese Nebenverletzungen nicht zu Stande kommen, wie in dem Falle, in welchem E. Küster eine nach Fractur stark dislocirte Wirbelsäule gerade richtete aber we- nige Chirurgen werden den Muth haben, in Anbetracht der Möglich- keit so schwerer Nebenverletzungen, deren Verhütung in keiner Weise in der Macht des Operateurs liegt, das Redressement force der Wir- belsäule zu unternehmen. Dagegen kann man nach vollendeter Aus- heilung durch eine leichte Gymnastik die Haltung der über dem Gibbus gelegenen Körpertheile günstig beeinflussen, sowie den durch die lange Krankheit stark geschwächten allgemeinen Kräftezustand heben. Die Paralyse erfordert einerseits eine electrotherapeutische Behandlung durch den faradischen und galvanischen Strom, ande- rerseits eine chirurgische Behandlung durch Beseitigung des auf dem Rückenmark lastenden Druckes, soweit dies möglich ist. Diesen Zweck erstrebt die Eröffnung stark gespannter Abscesse und die Ausgleichung der Knickung durch die verticale oder horizontale Extension. Gelingt es, letzteres zu erreichen, so geht die Lähmung bald zurück. Möglicherweise kann die Wiederherstellung der Func- tion des Rückenmarks alsdann beschleunigt werden durch subcutane Einspritzungen ganz kleiner Dosen von Strychnin. Auch Ergotin ist empfohlen, doch scheint mir dasselbe weder von der theoretischen Seite, noch durch die praktische Erfahrung genügend gestützt zu sein. Auch ohne jede andere Behandlung als die horizontale Lage gehen ziemlich ausgebreitete Lähmungen nicht selten zurück. Die Behandlung der Senkungsabscesse galt von jeher als eine besonders schwierige, denn eröffnete man dieselben, so trat in Folge der Zersetzung des Eiters meistenstheils kurze Zeit darauf eine sehr erhebliche Verschlechterung des Allgemeinbefindens ein, welche nicht selten den Tod herbeiführte. Man strebte daher in erster Linie da- nach, den Eiter zur Resorption zu bringen und zwar waren die haupt- 1) Verhandl. d. Deutsch. Ges. f. Chirurgie. 10. Congress. 1881. II. S. 104.