Volume 7

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    eine wenig vermehrte Frequenz der Athemzüge nicht besonders fühl- bar gemacht. Erst später stellen sich merklichere Erscheinungen ein und gewinnen alsbald an Zahl und Intensität. Diese Jahrzehnte lange Adaptirung des Organismus an die Verrückung des hydro- statischen Gleichgewichts im Circulationsapparate und die nun mit einem Male allseitig hereinbrechende Wucht dieser Störungen ist von höchst fragwürdigem Interesse. Wir wollen im Nachfolgenden eine Beschreibung des Entwicklungsganges versuchen, den dieselben in der Mehrzahl der Fälle, mag die eine oder andere Ursache ihnen zu Grunde liegen, zu nehmen pflegen. Das früheste Symptom, welches die Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist eine von den Kranken sonst nie so gefühlte Kurzathmig- keit, die rasch zunimmt. Bei kurz dauernden Bewegungen, nament- lich beim Treppensteigen oder Ersteigen von Anhöhen kommen die Kranken ausser Athem und werden zum Stillstehen genöthigt; Be- klemmung auf der Brust und Herzklopfen, die früher meist nicht auffallend empfunden wurden, stellen sich ein. Der Kranke sucht anfangs diese Störungen durch langsames Gehen und Steigen unter öfteren Ruhepausen zu paralysiren, ohne damit einen Stillstand der noch mehr lästigen als beängstigenden Symptome zu erreichen. Später vermeidet er überhaupt jede länger dauernde Bewegung oder das Ersteigen mehrerer Treppen oder Anhöhen, wo es immer nur mög- lich ist, da hier Kurzathmigkeit, Oppression auf der Brust und Herz- klopfen in peinlicher Weise zunehmen. Durch Aufstauung des Blutes im kleinen Kreislauf ist die vitale Luugencapacität, die bei einer Erkrankung der Wirbelsäule durch die Reduction des Brustraunies und Compression der Lungen bereits herabgesetzt wurde, allmählich weiter beeinträchtigt worden. Es haben sich in solchen Fällen die oben angeführten Gewebsveränderungen in der Lunge allmählich in der einen oder anderen Weise ausgebildet, die chronische Hyperämie hat zu capillärer Ektasie in die Alveolen und Hypertrophie des Lun- gengewebes geführt unter Volumenverkleinerung oder Verödung einer grösseren oder kleineren Anzahl von Alveolen. Die Athmungsfläche der Lungen und die davon abhängige Decarbonisation des Blutes wurde dadurch immer mehr und mehr eingeschränkt, so dass ein nur wenig gesteigertes Athembedürfniss sofort dyspnoische Beschwer- den nach sich zieht und eine allmählich lebhafter hervortretende Cyanose die venöse Stauung hervortreten lässt. Das Herz selbst kann die aus den grossen Venenstämmen andrängende Blutmasse kaum mehr bewältigen. Es contrahirt sich rasch und unvollständig und treibt in unregelmässigen Intervallen kleinere oder grössere Blut-