Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    istSO ist in diesen Fällen der Decubitus ganz besonders zu fürch- ten. Ausser den gewöhnlichen prominenten Knochenpunkten ist noch der Knochenvorsprung des Gibbus selbst hinzugekommen, welcher nur von dünner schlaffer Haut bedeckt ist und in Folge dessen kommt es selbst bei sorgfältiger Polsterung des Verbandes vor, dass nach der Entfernung desselben grosse Decubitusgeschwüre, durch welche selbst die Knochen in ausgedehnter Weise freigelegt sind, sich zeigen. Diese unliebsamen Ereignisse haben dem Gypsverband allmählich seine Verehrer entfi-emdet und heute, nachdem vier Jahre seit der Sayre'sehen Mittheilung verflossen sind, bevorzugen nur noch wenige Chirurgen in Deutschland den Gypsverband und auch diese hauptsächlich aus Gründen der Billigkeit für die poliklinischen Patienten. In die Rolle des Gypsverbandes ist für die Spondylitis ebenso wie für die Skoliose das Filzjaquet eingetreten, indessen auch ihm haften eine Menge von Uebelständen an, die in dem dicken imperspirablen Stoff und der mangelhaften Festigkeit desselben be- ruhen und diese haben auch den Gebrauch des Filzjaquets allmählich wieder eingeschränkt. Dagegen hat die Beely'sche Modification des Filzjaquets gerade für die Spondylitis und zwar für diejenigen Fälle, welche durch die Taylor'sche Maschine nicht mehr genügend gestützt werden, entschieden grosse Vorzüge, welche seine Anwen- dung dringend erfordern können. Lässt sich das Umhergehen wegen zu heftiger Schmerzen oder wegen des Eintritts der Paralyse nicht länger durchführen, so muss man zur andauernden Bettlage übergehen. Dieselbe hat drei Indi- cationen zu erfüllen, nämlich erstens den Druck zu beseitigen, wel- chen die kranken Knochentheile auf einander ausüben, zweitens eine leichte Diastase zwischen denselben zu schaffen und dadurch die Ent- wicklung der die Ausheilung herbeiführenden Granulationen zu be*- fördern und drittens die erkrankte Stelle möglichst zu immobilisiren, damit die Consolidation ungestört vor sich gehen kann. Von diesen drei Indicationen darf die zweite nicht übertrieben werden. So günstig eine leichte Diastase der kranken Knochentheile auf die Ausheilung an der Wirbelsäule wirkt, so muss andererseits doch aufs sorgfäl- tigste vermieden werden, die Distanz zu weit werden zu lassen, da sonst die in diesen Fällen ziemlich spärliche Granulationsbildung nicht im Stande sein würde, die Lücke auszufüllen. Mindestens würde eine sehr viel längere Zeit darüber vergehen, bevor die Aus- 1) Verhandl. d. Deutsch. Gesellsch. f. Chirurgie. 10. Congress. 1881.1. S. 23. 15*