Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    221/608 (page 209)
    Verlauf, selbst wenn dieselben eine sehr bedeutende Intensität er- reiclien, auffallend gut indem es sich den veränderten Raumverhält- nissen anpasst und ungestört seine Function fortsetzt. Viel ungün- stiger aber liegen für dasselbe die Verhältnisse der v^inkeligen Knickung. Ist ein Wirbelkörper durch die centrale Caries allmählich so weit ausgehöhlt, dass nur noch eine dünne Lage von compacter Substanz stehen geblieben ist, so kann dieselbe durch eine ganz geringfügige Gelegenheitsursache zusammenbrechen und eine scharfe Knochenkante kann dabei ähnlich wie bei der traumatischen Fractur in eine Lage kommen, in welcher sie gegen das Rückenmark drückt. In solchen Fällen sieht man dann nicht selten, dass die Leitung im Rückenmark unterbrochen wird, wodurch plötzliche Paralyse der unterhalb dieser Stelle abgehenden Nervenwurzeln erfolgt. Anderer- seits aber kann das Rückenmark bei der Spondylitis diesen Gefahren entgehen, und man hat nicht selten Gelegenheit, sehr starke kypho- tische Buckel zu sehen, ohne die geringste Störung der Innervation. Auch die Nervenwurzeln können durch die Fortleitung der Entzün- dung oder durch Compression schweren Störungen unterliegen, erfolgt aber die definitive Ausheilung, so gehen diese Störungen meistens wieder zurück und an der macerirten Wirbelsäule alter ausgeheilter Spondylitiden sieht man sogar nicht selten die Zwischenwirbellöcher erheblich weiter als normal. Die definitive Ausheilung des Erkran- kungsherdes erfolgt durch Knochenwucherungen, welche von den angrenzenden belebt gebliebenen und durch die Fortleitung des Ent- zündungsreizes zu starken Wucherungen angeregten Knochentheilen ausgehen. Durch dieselben werden die erkrankten Theile zu einer gleichmässigen Knochenmasse zusammengelöthet, in welcher es selbst auf dem Durchschnitt nicht möglich ist, die Zahl der Wirbelkörper festzustellen. Nur die Bogen und Dornfortsätze, welche gleichfalls mit dieser Knochenmasse verschmelzen, geben Aufschluss über die Zahl der Wirbel, welche in dieses Conglomerat übergegangen sind. Damit die Ausheilung zu Stande kommen kann, müssen die abge- storbenen Theile des primären Erkrankungsherdes beseitigt sein, so dass von beiden Seiten her lebendes Gewebe sich gegenüber steht. Es gibt nun zwei Arten, auf welche die Beseitigung der abge- storbenen Theile zu Stande kommen kann, nämlich entweder die Entleerung nach aussen, oder die Rückkehr in die Säftemasse des Körpers. Die Entleerung nach aussen- kann entweder an einer Stelle stattfinden, welche sich in der Nähe des Ortes der Erkrankung be- findet, oder sie kann weit von demselben entfernt sein. Die Ab- scesse der ersteren Art nennt man die sessilen, die der zweiten Art Allgemeine Therapie. II. Theil. 2. 14