Volume 1

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    22/764 (page 8)
    Arzt Dr. Henshaw, der 1664 sein Domicilium, ein Haus aus Ziegeln auf- gebaut, construirte, in welchem er durch grosse Orgelblasbälge die Luft nach einem daselbst angebrachten Barometer verdichten oder verdünnen konnte. Die verdichtete Luft wurde von Henshaw bei acuten, die ver- dünnte bei chronischen Leiden und zwar bis zu dem Grade angewendet, bei welchem noch keine Athmungsbeschwerden auftraten. Indicirt war nach seinen Beobachtungen der Aufenthalt im Domi- cilium bei Wechselfieber während des Anfalls, im gesunden Zustande zur Förderung des Stoffwechsels, besonders aber bei Lungenkrankheiten, und endlich zur Accommodation beim Uebergang von einem Klima mit dünnerer Luft in das heimatliche mit dichterer Luft nach grösseren Reisen. Die von Henshaw erzielten Resultate sind nicht bekannt geworden. Jedenfalls sind sie keine besonders hervortretenden gewesen und haben deshalb auch keine allgemeine praktische Verwerthung gefunden, noch zu späteren Beobachtungen in dieser Richtung Anregung gegeben. Nach diesen Vorarbeiten, sowohl nach der chemischen wie nach der physikalischen Seite hin, und bei der weiteren Entwicklung der Medicin wurde die Bedeutung der localen Behandlung der Athmungsorgane immer mehr erkannt, und Mascagni äusserte sich dahin, dass, wenn je ein Speci- ficum gegen die Lungenschwindsucht entdeckt werden sollte, dieses durch die Luftröhre dem Organismus zugeführt werden müsste. Eine weitere Verwerthung in der ärztlichen Praxis haben diese Ideen indess noch nicht gefunden, indem die Schule, welche die Medicin zur damaligen Zeit beherrschte, und die spärlichen medicinischen und natur- wissenschaftlichen Kenntnisse der Aerzte überhaupt denselben entgegen- standen, so dass immer nur die bedeutenderen Männer diese Versuche fortsetzten, bis die Entdeckungen der rasch sich entwickelnden Chemie neue, viel versprechende Mittel und dadurch neue und allgemeinere Im- pulse gaben. Dritte Periode. Als gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts das Sauerstoffgas von Priestley und Scheele und eine Reihe verschiedener Gasarten entdeckt wurden, wrar es besonders jenes und das betäubende, einen eigenthüm- lichen Rausch erzeugende Stickstoffoxydulgas, welche bei verschiedenen Lungenkrankheiten versucht wurden und die weitgehendsten Hoffnungen erregten. Priestley selbst empfahl die Anwendung des Sauerstoffes, der dephlogisticirten Luft oder der Lebensluft, wie dieses neue Gas auch be- nannt wurde, zu Einathmungen bei Brustkrankheiten, und Fothergill, Caillens, Fourcroy, Stoll und Andere fanden diese Einathmungen bei Schwindsüchtigen vorübergehend nützlich, kamen indess von der Anwen- dung derselben alsbald zurück in der schon von Priestley ausgesproche- nen Besorgniss, es möchte durch den Sauerstoff eine schnellere Auf- zehrung der Lebenskraft hervorgerufen werden. Eine praktische Ausführung erhielt die ganze damalige Inhalations- methode durch Thomas Beddoes zu Clifton, in dessen Inhalationsinstitut ausser dem Sauerstoffgas auch andere Gase zur Einathmung benutzt wur- den. Er ist der Hauptvertreter einer Richtung, die sich nunmehr all- gemein Bahn brach und dahin äusserte, dass bei entzündlichen Zuständen