Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:: 1880-1884

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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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liehen knöchernen Gallus, welcher die erkrankt gewesenen Gewebe zu einer gleichmässigen porösen Knochenmasse verschmilzt. Da zu der Zeit, in welcher sich der Defect der Wirbelkörper bildet, unter dem Einfluss des Körpergewichts ein Zusammensinken in der Reihe der Wirbelkörper stattfindet, so treten die Dornfortsätze des oder der erkrankten Wirbel an der RUckenfläche aus der Reihe der tibrigen hervor und bilden den Gibbus U'ßog), von welchem die ganze Erkrankung den Namen der Kyphose erhalten hat. Was den Grundcharakter desjenigen Processes betrifft, wel- cher die Zerstörung der Wirbelkörper herbeiführt, so war es lange frag- lich, ob man denselben als einen einfach-entzündlichen oder als einen specifisch-entzündlichen und zwar tuberculösen, in seltenen Fällen auch wohl syphilitischen zu betrachten habe. Schon bei Hippokrates wird diese Frage für die Spondylitis erörtert, und dieselbe ist bis in die letzte Zeit beständig von Neuem debattirt. In diesem Jahrhundert waren es besonders Delpech, N ich et') und Nelaton-), welche mit aller Ent- schiedenheit für den tuberculösen Charakter dieser Entzündung eintraten. Dennoch gelang es ihnen nicht, diese Anschauung zur allgemeinen Gel- tung zu bringen, und erst die neueste Zeit hat mit Hilfe des Mikroskops, welches die Tuberkel in dem Gewebe der erweichten Wirbelkörper, so- wie die nach den Untersuchungen von R. Koch für die Tuberculose specifischen Bakterien direct auffand, die definitive Entscheidung für den tuberculösen Grundcharakter der Spondylitis gegeben. Aber auch heute noch bestehen* Zweifel, ob alle Fälle von Wirbelentzündung als tuber- culose betrachtet werden müssen, oder ob neben der grossen Masse der tuberculösen auch noch eine, vielleicht nicht unbeträchtliche Zahl ein- facher Entzündungen vorkommt. Da man jetzt die Möglichkeit hat, auf dem Sectionstisch durch das Mikroskop mit Sicherheit festzustellen, ob ein entzündlicher Process als tuberculöser aufzufassen ist oder nicht, so ist die Entscheidung dieser Frage von den Untersuchungen der nächsten Jahre zu erwarten. Für die Hauptmasse der Fälle von Pott'scher Kyphose ist aber jetzt bereits der tuberculöse Charakter über jeden Zweifel er- wiesen. Die pathologische Anatomie ergibt an der Stelle der Er- krankung einen Ervreichungsherd, welcher mit den von dem zer- störten spongiösen Knochengev^^ebe sowie den Intervertebralscheiben herstammenden Detritus, gemengt mit exsudirten Eitermassen, ange- füllt ist. Zwischen diesen Producten des feinkörnigen Gewebszerfalles finden sich nicht selten kleinere und selbst grössere Sequester, welche durch die Abstossung von Seiten des angrenzenden belebten Gewebes aus jedem Zusammenhange gelöst, oder in der Lösung begriffen sind. Nicht selten sind, wie bei allen fungösen Knochen- und Gelenkent- zündungen, die Epiphysen der Wirbelkörper durch Zerstörung der Zwischenknorpelscheiben gelöst. Nur äusserst selten aber greift die Entzündung auf das festere Knochengewebe der Bogen und Fortsätze 1) Nichet, Memoire sur le mal vertebrale de Pott. Gaz. med. 1835 u. 1840. 2) Nelaton, Recherches sur l'atfection tuberculeuse des os. Paris 1837.