Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Licence: Public Domain Mark

Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    er auf dem Modell fest aufgescbuürt ist, durch die Tränkung mit alkoholischer Schellacklösung festgemacht. Die Ränder des Corsets bleiben weich, um jeden schädlichen Druck zu vermeiden. Zur Ver- stärkung wird das Corset von aussen her mit einigen schmalen und dünnen Stahlstreifen übernietet. Die Perspiration wird durch eine Anzahl eingeschlagener Löcher etwas erleichtert und in der vor- deren Mittellinie wird das Corset in seiner unteren Hälfte mit festen Schnallengurten, in der oberen dagegen mit einem Gummistreifen geschlossen. In dieser Form ist das Filzcorset sehr viel brauchbarer geworden und bildet eine werthvolle Bereicherung der für den Rücken verwendbaren Stiitzvorrichtungen. Allerdings haftet ihm auch noch in dieser Form das dicke inperspirable Material als Unannehmlich- keit an, doch gibt es Fälle, in welchen seine Anwendung trotzdem erforderlich ist. Die Behandlung des dritten Grades der Skoliose, in welchem sich die Krümmung zum Buckel gesteigert hat, muss jeden Gedanken an Heilung oder auch nur Verringerung der Krümmung bei Seite lassen und einzig darauf gerichtet sein, das Fortschreiten des Uebels zu verhüten und die durch dasselbe verursachten Be- schwerden zu mildern. Diese Beschwerden bestehen hauptsächlich in ziehenden Schmerzen, welche durch die Verschiebungen und den gegenseitigen Druck der Knochentheile verursacht werden, und der Behinderung der Respiration und der Circulation. Die Mittel zur Milderung bestehen in Stützvorrichtungen, welche den gegenseitigen Druck möglichst verringern und in der Entlastung der Knochentheile durch die horizontale Lage. Zwei Zeiten sind es, welche eine besondere Pflege erfordern, nämlich das Wochenbett und das höhere Alter. Am Ende der Schwan- gerschaft und nach der Geburt hat die Widerstandsfähigkeit der Küochen und Ligamente nicht nur des Beckens, sondern auch auf- steigend von demselben der Wirbelsäule erheblich abgenommen. Ist die Wirbelsäule gerade und haben die Knochen derselben keine fi-ühere Erkrankung erlitten, so tritt bald wieder die normale Festig- keit ein, welche gegen Verkrümmungen schützt. Bisweilen freilich greift auch in diesen Fällen die Erweichung auf einen grossen Theil der Skeletknochen über und es entwickelt sich das Bild der puer- peralen Osteomalacie mit allen ihren Schrecknissen. War die Wirbel- säule dagegen schon vorher durch Veränderung ihrer Knochen und Ligamente erheblich von der geraden Richtung abgewichen, so findet die Erkrankung einen vorbereiteten Boden, auf welchem sie sich um 80 leichter entwickelt, und unter dem Einfluss der Belastung durch