Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    191/608 (page 179)
    da sie dem Pat. wenigstens einen geringen Grad der Beweglichkeit gestattet. Zur Anwendung eignet sich dann entweder eine gespannte Stahlfeder, wie sie an dem Heine 'sehen Extensionsbett angebracht war, oder ein frei über eine Rolle hinabhängendes Gewicht. Bei der gespannten Feder kann man die Intensität des Zuges nur durch die Schätzung ihrer Spannung beurtheilen, wenn man nicht einen Dyna- mometer einschaltet, der zwar grössere Genauigkeit gestattet, dafür aber die ganze Einrichtung sehr vertheuert. Das frei herabhängende Gewicht gibt durch seine bekannte Schwere genau den Zug an, welchen es ausübt, doch hat es den Uebelstand, dass, wenn es durch eine Bewegung des Patienten gehoben ist, es durch das Rückfällen in seine frühere Lage einen plötzlichen Ruck ausübt. Um diesen Uebel- stand zu vermeiden, hat man das Gewicht mit Rollen oder Schienen auf einer geneigten Ebene absteigend eingerichtet, wodurch man zwar diesen Uebelstand beseitigt, aber den Apparat erheblich vertheuert. Wie stark der Zug sein soll, hängt von den Verhältnissen des Falles ab. Bouvier gibt als Maximum 8—10 Kilo am Kopf und 10—15 Kilo am Becken an. Es sind das allerdings sehr bedeutende Ge- wichte, doch ist zu bedenken, dass ein grosser Theil des Zuges durch die Reibung des Körpers gegen die Unterlage verloren geht. Das Planum inclinatum muss mit einer Vorrichtung versehen sein, durch welche man die Neigung verringern oder vermehren kann, um auf diese Weise den Zug zu steigern oder abzuschwächen. Die obere Fixirung geschieht entweder ausschliesslich am Kopf mit dem Kinn- Hinterhaupt-Gürtel, oder auch an den Schultern, im Uebrigen braucht keine Bandage angelegt zu werden, da der Körper durch seine eigene Schwere die Extension bewirkt. Es ist dies unzweifelhaft ein Vor- theil des Planum vor dem Extensionsbett, dagegen ist es ein Nach- theil, dass die Intensität des Zuges von oben herab allmählich ab- nimmt und also im Lendentheil, für den man eventuell die Extension wünscht, viel schwächer ist, als im Halstheil, für welchen dieselbe vollständig überflüssig sein kann. Beide Apparate zusammen aber leiden an dem Uebelstande, dass um ein nennenswerthes Redresse- ment des Körpers zu erzielen sehr bedeutende Extensionsgewichte zur Anwendung gebracht werden müssen, da immer nur ein kleiner Theil der angewandten Kraft für das Redressement zur Verwendung kommt. Viel günstiger verhalten sich in dieser Beziehung die durch senk- rechten Druck gegen die Convexität der Krümmung wirkenden Lage- rungsapparate, da hier der verbogene Theil nicht indirect von den beiden Enden der Wirbelsäule aus in Angriff genommen wird, son- 12*