Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    187/608 (page 175)
    Um nun auch für das Sitzen die Erhöhung der linken Becken- seite zu bewahren, ist ein Sitz in Anwendung gezogen, dessen eine Seite erhöht ist. Dieser „schiefe Sitz war schon Bouvier be- kannt und ist in neuester Zeit besonders von Volkmann und Bar- well verwendet. Ich muss gestehen, dass ich mich mit demselben nicht besonders befreunden kann. Ueberall wohin ein Mensch geht, kann er wohl die Einlage im Schuh mit- nehmen, aber überall wo er sich setzt, kann er immöglich einen schiefen Sitz mit- nehmen oder antreffen. Man wird daher von Anfang an darauf verzichten müssen, den schiefen Sitz wirklich consequent zur Anwendung zu bringen, es wird sich nie vermeiden lassen, dass die Patientin nicht doch oft auf einem geraden Sitz Platz nimmt. Nun wäre das ja auch weiter kein besonderes Unglück, aber selbst für das Sitzen zu Hause und in der Schule bin ich bisher für den schiefen Sitz nicht sehr eingenommen. Doch will ich nicht bestreiten, dass derselbe in geeigneten Fällen eine günstige Wirkung haben kann. Die Vorbedingungen hierzu sind jedoch folgende: Erstens eine exquisit im Lenden- theil vorwiegende Biegung gegenüber der Rückenbiegung, zweitens das Experiment der Erhebung der linken Beckenhälfte muss eine günstige Einwirkung auf die Stellung der Lendenwirbelsäule ausüben, drittens der schiefe Sitz, am besten aus Holz, oder einem gepolsterten Rosshaarkissen gearbeitet, darf die linke Beckenhälfte nicht über 3—4 Cm. erhöhen, denn darüber hinaus zu gehen scheint mir gefährlich zu sein, und viertens, das betreffende Mädchen muss von ihren Angehörigen sorgfältig beobachtet werden, damit die Einwirkung des schiefen Sitzes auf die Körperhaltung fest- gestellt wird. Sind alle diese 4 Bedingungen erfüllt, so würde ich kein Bedenken tragen zur Anwendung des schiefen Sitzes zu rathen. Für die horizontale Lage kommt die Stellung des Beckens natürlich nicht in Betracht, da sich hier der Rumpf nicht auf das Becken stützt, sondern auf der Unterlage ruht. Die vierte Methode der Skoliosenbehandlung ist die mecha- Fig. 15.