Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    140/608 (page 128)
    der Narbe die seitliche Biegung der Wirbelsäule und kann, wenn sie lange Zeit besteht, zur Veränderung der Knochenformen führen, so dass später, selbst wenn man den Narbenstrang durchschneidet, die Geraderichtung der Wirbelsäule an der Deformirung der Knochen scheitert. Ganz ähnlich ist die Ausbildung einer Seitenbiegung der Wirbelsäule in Folge von Schrumpfung der entzündeten Pleurablätter. Der Narbenzug der sich retrahirenden festen Bindegewebsschwarten biegt die Wirbelsäule nach der entgegengesetzten Seite conve^ aas, und wenn diese Stellungsanomalie lange Zeit bestanden hat, so ändert sich, dem Zuge derselben entsprechend, die Form der Wirbel und Rippen, so dass die Skoliose jetzt bestehen bleiben würde, selbst wenn es möglich wäre, das primäre causale Moment, d. h. die schrum- pfende Narbenmasse auszuschalten. 2. Seitliche Biegung der Wirbelsäule in Folge häufig wieder- holter Schiefstellung des Beckens. Jeder Mensch, der mit uncompensirter Verkürzung des einen Beins einhergeht, ist gezwun- gen, die betreffende Beckenseite zu senken und die Lendenwirbel- säule dementsprechend mit einer gegen die gesenkte Beckenseite gerichteten Convexität auszubiegen. Sowie der betreffende Mensch sich setzt oder legt, verschwindet zwar die schiefe Beckenstellung sofort und dementsprechend stellt sich dann auch wieder die Lenden- wirbelsäule median ein. Es kommt in diesen Fällen also nie dazu, dass lange Zeit hintereinander die schiefe Beckenstellung andauernd aufrecht erhalten wird, und dementsprechend ereignet es sich bei festem Knochenbau auch verhältnissmässig selten, dass die Stellungs- anomalie durch Veränderung der Knochenformen zu einer fixirten De- formität würde. Immerhin kommt dies aber doch entschieden vor, besonders bei zarten in ihren Körpergeweben wenig widerstands- fähigen Kindern spec. Mädchen zwischen dem 10. und 14. Jahre, bei denen sogar meistens keine Verkürzung des einen Beines vor- liegt, sondern die Beckensenkung nur dadurch zu Stande kommt, dass sie aus Angewohnheit oder Ermüdung das linke Bein im Knie- gelenk einknicken und nun mit linkerseits gesenktem Becken fast ausschliesslich auf das rechte Bein sich stützen. 3. Seitliche Biegung der Wirbelsäule in Folge von Paralyse oder Contractur. Diese Form ist die seltenste. Es handelt sich hierbei um Anomalien der Muskelinnervation in Folge von spinaler Kinderparalyse, cerebro-spinaler oder tuberkulöser Meningitis, Apo- plexie, Geschwulstbildung oder Erweichung im Gehirn, welche durch Ausschaltung einseitiger Muskelmasseu oder durch spastische An- spannung derselben das Gleichgewicht der von beiden Seiten her