Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    139/608 (page 127)
    Die habituelle Skoliose. Säule, falls sie in ihren knöchernen und fibrösen Theilen kräftig ent- wickelt ist, diesen Einwirkungen lange Zeit, ohne eine dauernde seit- liche Abweichung zu erleiden. Ist sie dagegen nicht von normaler Kesistenz, so geschieht es leicht, dass die ungleichen Druckverhält- nisse, welche aus jenen habituellen Stellungsanomalien resultiren, eine ungleiclie Form der seitlichen Theile der Wirbelkörper herbei- fithren und damit der Wirbelsäule eine dauernde seitliche Abweichung äirfprH^en. Die habituelle Stellungsanomalie ist dadurch zur ausge- bildeten Skoliose geworden; während die erstere noch verschwand, sowie man den Körper in eine beiderseits symmetrische aufrechte Stellung oder in die horizontale Lage brachte, so besteht jetzt unter diesen Verhältnissen die seitliche Abweichung fort, da sie eben auf bestimmten Form Veränderungen der die Säule zusammensetzenden einzelnen Bausteine beruht. Es ist jedoch hervorzuheben, dass durchaus nicht jede fixirte Skoliose aus einer habituellen Stellungsanomalie hervorgeht. Die Deformirung der Knochen, welche eben die Fixirung der Skoliose bewirkt, kann auch durch ganz andere Gründe herbeige- führt werden als durch diese, sie kann, wie man sich in solchen Fällen ausdrückt, die primäre sein, so dass die ungleichmässige Körperhaltung erst dadurch herbeigeführt wird, dass sich in den Wirbeln seitliche Ungleichheiten entwickelt haben. Im einzelnen Falle kann es sogar sehr schwer sein, festzustellen, wie sich der causale Zusammenhang gestaltet, ob die Stellungsanomalie die Ur- sache oder die Folge ist der Deformität, welche die Wirbelsäule befallen hat, und selbst die sorgfältigste Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Momente reicht oft nicht aus, die sichere Ent- scheidung zu geben. Diejenigen Fälle, in welchen die Stellungsabweichung die pri- märe ist und als solche bestehen bleibt, oder erst secundär zur Deformirung der Knochen führt, lassen sich in folgende Formen ein- theilen: 1) Seitliche Biegung der Wirbelsäule in Folge von Muskel- schmerz. Die rheumatische Myositis, besonders bekannt als Lum- bago, veranlasst den Patienten, um die Zerrung des schmerzhaften Muskels zu vermeiden, die Wirbelsäule nach der entgegengesetzten Seite convex auszubiegen. Schwindet der Schmerz wie gewöhnlich nach wenigen Tagen, so stellt sich die Wirbelsäule wieder gerade. Erfolgt dagegen aus irgend welchem Grunde die Schrumpfung eines schmerzhaft, entzündet oder verletzt gewesenen Muskels, wie es z. B. nach Eiterungen sehr gewöhnlich ist, so fixirt sich durch den Zug