Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

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    machen. Wir hatten schon bei der Lordose gesehen, wie schwer sich Stellungsanomalien der Wirbelsäule zu dauernden Deformitäten fixiren, wenn die knöchernen und ligamentösen Theile derselben ihre normale Widerstandsfähigkeit haben, und wir können daraus bereits den Schluss ziehen, dass auch für die Skoliose dieselben Verhältnisse vorliegen werden, ein Schluss den übrigens auch die directe Beob- achtung durchaus bestätigt. Die normalen Bewegungen der Wirbelsäule bestehen in der Vor- wärts- und Rtickwärtsbeugung, der Rechts- und Linksbeugung, sowie der Rotation um die senkrechte Körperaxe, durch welche bei fest- gestelltem Becken die vordere Fläche des Körpers der rechten oder linken Seite mehr zugewandt wird. Am meisten Beweglichkeit haben die Halswirbel, nächst diesen die untersten drei Brust- und obersten zwei Lendenwirbel; hierauf die untersten drei Lendenwirbel und am unbeweglichsten gegen ein- andergestellt ist die Reihe der oberen neun Brustwirbel, welche sowohl durch das Uebergreifen ihrer Procc. spinosi, als die seitliche Verschränkung der Procc. obliqui und die Einlenkung der Rippen an den Wirbelkörpern und an den Spitzen der Procc. ti-ansversi am meisten in ihrer gegenseitigen Bewegung gehemmt sind. Alle nor- malen Bewegungen der Wirbelsäule werden selbstverständlich durch die Contraction der willkürlich innervirten Körpermusculatur herbei- geführt. Die seitliche Biegung der Wirbelsäule ist nun entweder eine einfache oder eine doppelte. Bei jeder einfachen seitlichen Biegung entfernt sich das obere Ende der Wirbelsäule: die Spitze des Proc. odontoideus, für deren Lage bei der äusseren Messung die Spina occipitalis ext. maassgebend ist, von ihrer relativen Lage zur Basis des Kreuzbeins, d. h. das von der Spina occ. ext. gefällte Loth trifft nicht mehr auf die Mitte der Kreuzbeinbasis, sondern entfernt sich seitlich von derselben. Die Seitenbiegung lässt sich so lange fort- setzen, als die vom Schwerpunkt des Gesammtkörpers gefällte Senk- rechte noch in den Bereich des durch die Stellung der Füsse gebil- deten Vierecks fällt. Wird die Seitenbiegung darüber hinausgeführt, so fällt der Körper um, falls er nicht durch äussere Einwirkung eine Stütze findet. Die Doppelbiegung der Wirbelsäule ist willkürlich nur schwer ausführbar, dagegen tritt sie ohne Wissen und Wollen stets ein, wenn wir mit dem einen Arm ein Gewicht in die Höhe heben, oder wenn wir gezwungen sind, bei schiefer Beckenstellung die gerade Körperhaltung aufrecht zu erhalten. Heben wir mit dem rechten Arm ein Gewicht, so bildet sich in der Brustwirbelsäule eine