Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    135/608 (page 123)
    einü-itt sowie dass dieselben weder durch knöcherne Verwachsung, noch durch Schrumpfung der Muskeln, Fascien und Ligamente in dieser abnomien Stellung unveränderlich gegen einander fixirt wer- den Es liegt hierin der Beweis, dass einfache Haltungs- und Stel- lungsanomalien sich selbst nach langem Bestehen schwer fixiren, wenn nicht gleichzeitig durch Erkrankung der betreffenden Theile: Erweichung der Knochen, Entzündung und narbige Schrumpfung der muskulären und fibrösen Gewebe Veränderungen eintreten, welche einer solchen Fixirung besonders günstig sind. Da die Lordose in diesen Fällen ausschliesslich die Folge ist von Abnormitäten des Hüftgelenks, so ist es die Aufgabe der Be- handlung, gegen diese Abnormitäten anzukämpfen. Wird dies er- reicht, was freilich oft auf sehr grosse Schwierigkeiten stösst, so verschwindet die Lordose von selbst. Die seitliche Biegung der Wirbelsäule, die „Sko- liose ist viel häufiger als die beiden bisher abgehandelten Biegungen und die ihr zu Grunde liegenden mechanischen Verhältnisse sind viel complicirter als bei jenen. Das Einhalten der Medianebene von Seiten der Wirbelsäule wird bedingt durch die regelmässige Form der dieselbe zusammensetzen- den Wirbel und Intervertebralscheiben, sowie die gleichmässige Action der von beiden Seiten auf dieselbe einwirkenden Zug- und Druck- wirkungen. So lange diese Factoren auf beiden Seiten gleich sind, findet entweder überhaupt keine Verbiegung der Wirbelsäule statt, oder die Verbiegung ist mit ihrer Convexität nach vorn oder nach hinten gerichtet, ohne die Medianebene zu verlassen wie bei den beiden bisher abgehandelten Biegungen. Die zur seitlichen Abwei- chung führenden Factoren können bestehen in angeborenen Ungleich- mässigkeiten der Wirbelsäule selbst, oder in der ungleichmässigen Einwirkung der Schwere auf die beiden Hälften der Wirbelsäule, oder in ungleichmässiger Einwirkung von Muskel- und Narbenzug. Wenn die Ungleichmässigkeit dieser Einwirkungen einen sehr hohen Grad erreicht, so ist nicht zu bezweifeln, dass selbst eine in ihren knöchernen und fibrösen Theilen durchaus normale Wirbelsäule durch dieselben in die fixirte Deformität der Skoliose hineingezwängt werden kann, gewöhnlich jedoch haben die ablenkenden Kräfte keine solche Intensität und wenn nichtsdestoweniger auch in diesen Fällen die seitliche Verbiegung nicht selten entsteht, so sind wir gezwungen anzunehmen, dass in den constituirenden Theilen der Wirbelsäule selbst Veränderungen vorliegen, welche dieselben besonders nach- giebig gegen die Ungleichmässigkeit der seitlichen Einwirkungen