Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    123/608 (page 111)
    am besten ausschliesslicli für die Fälle von Knickung reservirt bleibt. Nach dieser Bezeiclinungsweise treten also die Stropbosen den Ky- phosen , die' Biegungen den Knickungen scliarf getrennt gegenüber. Die Biegungen können nach den drei Hauptrichtungen er- folgen, nämlich entweder mit vorderer, seitlicher oder hinterer Kon- vexität. Für die Biegungen mit nach vorn gerichteter Konvexität bleibt der Hippocratische Name der Lordose als ein durchaus be- zeichnender und jedes Missverständniss ausschliessender bestehen, ebenso für die seitlichen Biegungen der Name der Scoliose. Für die Biegungen mit nach hinten gerichteter Konvexität, für welche bisher vielfach der Name der Kyphose gebraucht wurde, fehlt uns nach der obigen Definition ein bezeichnender griechischer Name. So wünschenswerth es wäre, auch für diese Biegungen einen solchen zu haben, so sebe ich mich doch genöthigt desselben zu entbebren, da ich niclit das riskante Experiment einer neuen Namen- gebung unternebmen möchte. Ich beginne mit der Abhandlung der Biegungen der Wirbelsäule und zuerst mit derjenigen Biegung, welche ihre Konvexität nach hinten richtet und die ich deshalb als Kück- wölbung bezeichnen will. Von den drei Theilen der Wirbelsäule betrifft die pathologische Kückwölbung ganz vorherrschend den Rückentheil, welcher bereits im Normalen seine Konvexität nach hinten richtet, doch kann es bei sehr ausgebreiteter Biegung vorkommen, dass die gesammte Wirbel- säule einen nach hinten konvexen Bogen bildet. Sowie die normale Rückwölbung der Wirbelsäule im Rückentheil ganz vorherrschend, ja fast ausschliesslich durch die Schwere zu Stande kommt, ohne eine irgendwie hervorragende Betheiligung der Muskulatur, so erfolgt auch die pathologische Rückwölbung fast ausschliesslich durch die Schwere. Contractur einzelner Muskelgruppen, besonders der Bauch- muskeln, müsste zwar die Wirbelsäule nach hinten vorwölben, ähn- lich wie wir dieses temporär sehen, wenn Jemand sich vor Schmerzen zusammenkrümmt, doch ist eine solche langdauernde Contractur der Bauchmuskeln, die zu einer bleibenden Rück\yölbung der Wirbelsäule führen könnte, soweit mir bekannt, bisher überhaupt noch nicht be- obachtet. Dasselbe gilt in Bezug auf den Halstheil der Wirbelsäule für die Muskeln an der vorderen Fläche des Halses. Wohl aber kommt es vor, dass Narben, besonders Verbrennungsnarben eine solche dauernde Zugwirkung ausüben. Bekannt sind die Fälle, in welchen bei Verbrennung der Haut an der vorderen Fläche des Halses der Narbenzug so stark ist, dass er das Kinn bis auf die vordere Fläche des Brustbeins herabzieht. Es ist nicht zu bezweifeln, dass eine