Volume 3

Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen.

Date:
1880-1884
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Credit: Handbuch der allgemeinen Therapie / von H. von Ziemssen. Source: Wellcome Collection.

    111/608 (page 99)
    beinkörpers. Zur Zeit der Geburt besteht nämlich der Keilbein- körper aus zwei getrennten Knochenstücken, welche durch eine quer- gestellte Knorpelscheibe, die Synchondrosis intersphenoidalis getrennt sind. Nach der Geburt beginnt diese Synchondrose von der unteren Fläche her zu verknöchern. In der Eegel erfolgt jedoch, wie Henle hervorhebt, die Einengung des Knorpels durch die von beiden Seiten her übergreifende Verknöcherung sehr langsam, so dass sich noch bis zu dem 13. Jahre Eeste derselben finden. Nächst dieser Synchondrose ist die wichtigste Stelle für das Wachsthum der Schädelbasis die Synchondrosis sphenooccipitalis, Avelche erst gegen das Ende des Knochenwachsthums hin verknö- chert. Vorzeitige Verknöcherung dieser Synchondrosen hemmt das weitere Wachsthum der Schädelbasis und wirkt dadurch auch hem- mend auf die Entwicklung des Gehirns zurück. Das Wachsthum der Knochen des Schädelgewölbes erfolgt vor- herrschend von den Rändern derselben aus. Solange diese Knochen noch durch Fontanellen und fibröse Membranen getrennt sind, er- folgt das Wachsthum schnell, Stessen dagegen die Knochenränder unmittelbar aneinander, so verlangsamt es sich, und durchgreifen sich die Knochenränder in der Form der gezähnelten Suturen, so erfolgt das Wachsthum nur noch in einem sehr langsamen Tempo. Neben diesem Wachsthum von den Rändern aus scheint aber noch eine zweite Art zu bestehen, durch welche sich die Schädelkapsel er- weitert, nämlich die Resorption an der Innenfläche und die Appo- sition von aussen her. So macht Henle darauf aufmerksam, dass bei sämmtlichen Vögeln und beim Ornithorhynchus die Nähte und Synchondrosen des Schädels sich in sehr jugendlichem Alter voll- kommen knöchern schliessen, und dass dennoch eine sehr wesent- liche Erweiterung durch diesen Appositions- und Resorptionsprocess erfolgt. Auf alle Fälle spielt bei den höheren Säugethieren und dem Menschen das Wachsthum von den Rändern der Knochen aus bei Weitem die hauptsächlichste Rolle, und wenn zwei Knochen mit einander vorzeitig verwachsen, so sistirt an dieser Stelle das fernere Wachsthum. Da nun bei jeder Sutur durch die Apposition an den Rändern das Wachsthum in einer Richtung erfolgt, welche auf dem Verlauf der Sutur senkrecht steht, so bewirkt die vorzeitige Verknöcherung eine Hemmung des Wachsthums in der auf dem Verlauf der Sutur senkrecht stehenden Richtung. Vorzeitige Verknöcherung der Sutura coronaria hemmt also das Längenwachsthum, der Sutura sagittalis das Breitenwachsthum der Schädelkapsel. Ist eine Sutur vorzeitig 7*