Klinische und anatomische Studien über die Pellagra / von Franz Tuczek.

Date:
1893
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Credit: Klinische und anatomische Studien über die Pellagra / von Franz Tuczek. Source: Wellcome Collection.

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    II. Stadium. Dasselbe ist vor Allem gekennzeiclmet durch schwere cerebro- spinale Störungeu. 1. Subjective Symptome, Die Kranken Averden von zahlreichen Parästhesien belästigt, unter denen namentlich Jucken am Eücken und an den Hand- rücken, nicht selten auch an den Unterextremitäten, sowie Brennen an Schultern, Epigastrium, Füssen, Händen und Armen äusserst qualvoll sind und, nach Ansicht erfahrener Pellagrologen, manche Kranken ins Wasser treiben. Daneben hört man Klagen über Eormicationen, Gefühl von Kälte, besonders in den Unterextremi- täten, Globus-, Erstickungsgefühl, Kopf-, Nacken- und Eücken- schmerzen. Ziehen im Nacken, Ohrensausen, Schwindel, Sensation des herausfallenden Uterus. Der meisten Kranken bemächtigt sich in hohem Grade das Gefühl körperlicher und geistiger Insufficienz. 2. Objective Symptome. Psj'chische Störungen. Sie fehlen kaum in irgend einem vorgeschrittenen Fall ganz und tragen vorwiegend den Character der Melancholie. In leichteren Fällen, die in der Statistik überhaupt nicht als pellagröse Geisteskranke geführt werden, besteht nur einfache Hemmung im Denken, Verlangsamung im Ablauf der Vorstellungen mit leichter gemüthlicher Depression und Abneigung gegen jede Thätigkeit. Diese Hemmung kann bis zum völligen Stillstand im Denken unter dem Bilde des Stupors fortschreiten. In schwereren Fällen besteht das Bild ausgeprägter Melancholie mit Angst und Erklärungsversuchen im Sinne des Elleinheits-, Versündigungs- oder Verfolgungswahns, besonders häufig, entsprechend dem religiösen Standpunkt der Bevölkerung, unter der Form der Dämonomanie. x\uf Grund vonUmdeutung der mannigfachsten Sensationen kommt es auch zu hypochondrischen Wahnideen. Nahrungsverweigerung und Selbstmordneigung spielen eine grosse EoUe. Raptusartige Angstanfälle mit selbst- oder gemeingefährlichen Tendenzen gehören nicht zu den Seltenheiten. Das Bewusstsein ist häufig etwas be- nommen: auch tiefere Bewusstseinsdefecte kommen vor, so dass das Büd des Deliriums melancholischer Färbung entsteht. Sehr gewöhnlich haben die Patienten deutliche Krankheits- einsicht, ja ein schweres Krankheitsgefühl.