Handbuch der Arzneimittellehre / von H. Nothnagel und M.J. Rossbach.

Nothnagel, Hermann, 1841-1905.

Date:: 1894

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Handbuch der Arzneimittellehre / von H. Nothnagel und M.J. Rossbach. Source: Wellcome Collection.

21/952

wirken in direct, indem sie z. B. nur ein Organ wieder gesund machen, durch die Gesundung dieses Organs aber eine Reihe von Folgezuständen hervorrufen. So verlangsamen sich die Herzschläge Fiebernder nach dem Einnehmen von antifebrilen Mitteln, indem die Temperatur sinkt, in niedrigerer Temperatur aber die herzbewegenden Impulse sich schwächen ; hier wirkt das Mittel nur auf die Temperatur, die Temperatur und nicht das Mittel auf das Herz; die Pulsverlangsamung ist somit eine indirecte Wirkung. In Folgendem stellen wir die hauptsächlichsten, bis jetzt bekannten oder wenigstens angenommenen physiologischen und therapeutischen Wirkungen der Arzneimittel unter Hinweis auf die im speciellen Theil darüber geübte Kritik in alphabetischer Reihenfolge zusammen. Wir haben unter denselben: Abführmittel (Cathartica), welche die Darmperistaltik und Kothentlee- rung anregen und beschleunigen. Man hat dieselben Drastica genannt, wenn sie schon in Milli- oder Centigrammen wirkten, Laxantia, wenn in Decigrammen, Lenitiva oder Eccoprotica, wenn in Grammen. Es gehören hierher die Mittel- salze (Salina), namentlich das Natrium- und Magnesiumsulfat, ferner von den Metallen das Hydrargyrum chloratum mite (Calomel), ferner eine grosse Menge pflanzlicher Mittel, wie Senna, Jalape, Rhabarber, Aloe, Koloquinten, Ricinus- und Crotonöl. Ableitende Mittel (Derivantia, Epispastica), nur ein anderer Name für: hautröthende und blasenziehende Mirtel. Aetzmittel (Caustica), eiweissgerinnende und -lösende, Körpergewebe zerstörende Mittel, wie Alkalien, Metallsalze, Säuren. Appetitmachende Mittel (Stomachica): Gewürze, bittere Mittel, kleine Quantitäten Alkohol, Condurango. Auf lös ende Mittel, durch welche Resorption pathologischer Producte bethätigt werden soll, wie Quecksilber, Jod, Abführmittel u. dgl. Doch existi- ren hierüber eigentlich so gut wie keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Au gen mittel, die auf die Pupille und die Accomodation einwirken (Mydriatica und Myotica): Atropin, Physostigmin u. dgl. Belebende Mittel (Analeptica) wie Alkohol, Wein, Kampher, Aether. Berauschende Mittel (Ebriantia) wie die Alkohole und deren Abkömm- linge, Cannabis. Betäubende Mittel (Narcotica, Sedativa), wieder die Alkohole, Cannabis und manche Alkaloide, z. B. Morphin, Chinin, Atropin. Blähungstreibendje Mittel (Carminativa), z. B. die ätherischen Oele, die Gewürze. Blasenziehende Mittel (Vesicantia), Senf, Canthariden, Stibio-Kali tar- taricum. Blutmittel (Haematica), die theils auf die gesammte Blutbildung ein- wirken, wie Eisen, Eiweiss, theils nur auf die weissen Blutkörperchen, wie die ätherischen Oele und Chinin. Blutgefässlähmende, -contrahirende Mittel, wie Strychnin, Digi- talis, Amylnitrit, Secale cornutum. Blutstillende Mittel (Styptica), welche das Blut zur Gerinnung und dadurch Blutungen zum Stehen bringen, wie Eisenchlorid, Tannin, Alaun, Höllenstein; ferner Paleae Cibotii (Penghawar Djambi) und Boletus igniarius (Feuerschwamm). Brechen und Brechdurchfall erregende Mittel (Emetica, Vomitiva und Emetocathartica), wie Emetin und Ipecacuanha, Apomorphin, Stibio-Kali tartaricum. Catarrh beseitigende Mittel, wie die kohlensauren Alkalien, ferner Argent. nitricum, Alaun. Ekelmachende Mittel (Nauseosa), die Brechmittel in kleiner Gabe. Eiweissgerinnende und -lösende Stoffe: Alkalien, Metallsalze, Säuren. Enthaarungsmittel (Depilatoria), um Haare aufzulösen und zu ent- fernen.