Festgabe der Medizinischen Fakultät.

  • Universität Zürich. Medizinische Fakultät.
Date:
1914
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Credit: Festgabe der Medizinischen Fakultät. Source: Wellcome Collection.

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    Wir haben diese Frage die ganze Zeit zurückgedrängt, indem wir angenommen haben, die Temperatur des Organismus des Warmblüters sei immer die gleiche. Warum messen wir so eifrig die Temperaturen von Personen, die wir krank glauben? Wir haben ja eingesehen, daß die Nahrung nur im Verhältnis des Wärmeabflusses und des Verbrauches bei gesunden Personen zur Wärmebildung verwendet wird. Es kommt bei dem Fieber, bei der Veränderung der Temperatur des Organismus, eben auf den Zustand des Wärmezentrums, dem die Überwachung von Wärmebildung und Wärmeausfuhr obliegt, an. Das ist das Neue, vor dem wir jetzt stehen. Eine Beziehung des Wärmezentrums zum Fieber existiert. Das haben diejenigen nachgewiesen, welche nach Verletzung des Wärmezentrums den Tieren die sogenannten Fiebermittel gaben, also z. B. Antipyrin. Die Temperatur wurde nach Dar- reichung desselben ebenso herabgesetzt, wie im Fieber. Aber welche Beziehung ist es? Unsere Anschauungen über das Fieber haben sehr gewechselt im Laufe der Zeiten. Zwar daran hat man festgehalten, daß das Aufsteigen der Körpertemperatur bedeute, daß in dem Organismus etwas in Unordnung gekommen sei, und daß das Thermometer ein ausgezeichnetes Hilfsmittel sei, um diese Unordnung zu entdecken. Zuerst hielt man sich daran, daß jede Veränderung der Körpertemperatur für die Existenz unserer Zellen und unseres Stoffwechsels schädlich sein müsse. Man fragte sich, wie kommt sie zustande? Es ist eine Verminderung der Wärmeausgabe, war die erste Antwort, die auf Grund des Schüttelfrostes gegeben wurde. Das Frostge- fühl in der Haut, das mit der Höhe des Fiebers den Kranken befällt, beweist, daß die Temperatur der Haut eine geringere geworden ist. Obgleich die des Körpers erhöht ist, vermindert sich die der Haut, weil sie von weniger Blut durchströmt wird, also sie erhält weniger Wärme von den Bildungsstätten. Von der Haut aber fließt die Wärme an die Umgebung ab und dieser Abfluß wird geringer, wenn die Haut kühler wird. Es wird also Wärme im Organismus zurückgehalten und daher das Fieber. Diese Periode ist noch in aller Errinnerung, weil das Fieber bekämpft wurde mit kalten Bädern. Man muß den Ab- fluß der Wärme aus dem Organismus beschleunigen, indem man denselben mit einem Medium umgibt, das eine höhere spezifische Wärme besitzt als die Luft. Diese Anschauung von der Ursache des Fiebers hatte es als ausgemacht angenommen, daß der