Volume 2

Internationale Beiträge zur wissenschaftlichen Medizin : Festschrift, Rudolf Virchow gewidmet zur vollendung seines 70. Lebensjahres.

Date:
1891
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Credit: Internationale Beiträge zur wissenschaftlichen Medizin : Festschrift, Rudolf Virchow gewidmet zur vollendung seines 70. Lebensjahres. Source: Wellcome Collection.

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    3Q fehlt in den Maschenräumen des Stückchens jedes Hinderniss für eine Wucherung der benachbarten bindegewebigen Elemente und es stellt sich danach auch eine Wucherung ein, welche so lange anhält, bis die zugänglichen Lücken mit Bindegewebe gefüllt sind. Gelangen Zellen an Orte, wo sie nicht hingehören (Transplantation, Metastase), so entwickelt sich ein Kampf zwischen den ein- gebrachten resp. eingewanderten Zellen und ihrer Umgebung, der von rein mechanischen Verhältnissen abhängig ist. Die eingeführten Zellen können durch den Wegfall der natürlichen Schranken ihrer früheren Umgebung eine Steigerung ihrer Regenerationsfähigkeit erlangt haben und sie hören alsdann erst in dem Momente auf, zu wuchern, wenn neue Schranken sie daran hindern. Das implantirte Gewebe kann aber auch untergehen, weil im Kampf ums Dasein die sesshaften Elemente die Oberhand gewinnen. Die Entwickelung von Geschwülsten lässt sich hypothetisch durch ein Missverhältniss zwischen der Wachsthumsenergie eines Theils des Organismus und der Resistenz der Umgebung erklären, welches entweder in einer angeborenen abnorm grossen Vermehrungsfähigkeit des einen oder aber in einer angeborenen oder erworbenen Verringerung der Widerstandskraft des anderen, d. h. der Umgebung, gelegen ist. Pekelharing9) ist der Ansicht, dass Wucherungen sowohl durch Wegfall von Wachsthumswiderständen als auch durch Reizung zu Stande kommen. Er glaubt annehmen zu dürfen, dass sowohl mechanische als auch chemische, thermische und elektrische Reize durch Uebertragung von Bewegungen auf die kleinsten Theile der lebenden Massen Zellproliferation verursachen können. „Vom theore- tischen Standpunkte ist es keineswegs ungereimt, anzunehmen, dass ein Aetzmittel, welches ein Gewebe tödtet, weniger konzentrirt werdend, die in der Umgebung gelegenen Zellen zu kräftigerem Leben antreibt, dass Stoffwechselprodukte von Bakterien in grösserer Kon- zentration zerstörend, in verdünntem Zustande reizend wirken können und dass von einem getödteten Gewebe Zerfallprodukte diffundiren, welche die in der Umgebung gelegenen Zellen zum Wachsthum und zur Proliferation anregen. Wie aus dem Mitgetheilten ersichtlich ist, differiren die Ansichten der Pathologen über die Ursachen der pathologischen Gewebs- wucherungen sehr erheblich, und es würde eine weitere Zusammen- stellung der Ansichten der Autoren ergeben, dass mit der Zahl der citirten Autoren auch die Differenzen in den Anschauungen zunehmen. Das Gesetz der kontinuirlichen Entwickelung wird freilich von allen 9) Pekelharing, Ueber Endothelwucherungen in Arterien, Beitr. z. pathol.